Time is Money // Schnell ein paar Fragen an Mark Becks, CFO bei Masterflex (549293), zu den jüngst vorgelegten Q3-Ergebnissen. Bei einer konjunkturbedingt flachen Umsatzentwicklung schaffte der Schlauch- und Verbindungsspezialist dank Margenausweitung ein Plus beim operativen Ergebnis und bestätigte die Prognose für 2024.
Herr Becks, was bereitet Masterflex geschäftlich derzeit die größten Sorgen? Die politische Situation in Deutschland, die Krise der deutschen Autoindustrie, die Wachstumsschwäche in China oder interne Abläufe bei Masterflex?
Mark Becks: Wir beschäftigen uns grundsätzlich mit dem, was wir beeinflussen können, und das sind die internen Abläufe bei Masterflex, die Qualität unserer Produkte, Innovationen durch Forschung und Entwicklung sowie die Zufriedenstellung unserer Kunden über die Lieferung von Top-Qualität. Diese Punkte haben wir voll im Griff und bereiten uns keine Sorgen.
Mit dem Rest müssen wir leben, auch wenn wir es uns gerade auf politischer Ebene anders wünschen würden. Aber hier tut sich ja nun etwas – zumindest in Berlin. Wir haben in der Vergangenheit gezeigt, dass wir mit den durchaus anspruchsvollen Rahmenbedingungen sehr gut zurechtkommen und die richtigen Entscheidungen getroffen, was man vor allem an unserer Ergebnisentwicklung ablesen kann.
Kommen wir zuerst auf die Umsatzentwicklung zu sprechen. In den ersten neun Monaten des aktuellen Geschäftsjahrs sanken die Erlöse um 2,6 Prozent. Hatte dies in erster Linie konjunkturelle Gründe?
Das kann man so zusammenfassen. Derzeit sind Deutschland und Europa keine Wachstumsmotoren, auch wenn sich einige Branchen durchaus positiv entwickeln. Wir hatten in Q3 analog zu den Vorquartalen weiterhin eine schwache Nachfrage aus den klassischen Industriebranchen wie dem Maschinenbau und der Autoindustrie.
Speziell im dritten Quartal und hier insbesondere im August traf uns eine vorübergehende Wachstumsdelle in der Luftfahrt, welche allerdings kapazitätsbedingt ist und Masterflex-externe Gründe hat. Das ist kein Dauerthema, eher ein Stichtagsthema. Zudem gab es Verschiebungen im Bereich Medizintechnik, wobei wir davon ausgehen, dass diese nachgeholt werden. Diese Entwicklung konnten wir über andere Kundenbranchen zum Teil ausgleichen. Amerika hingegen läuft derzeit sehr gut, da sieht man schon, dass marktwirtschaftliche, auf Wohlstand ausgerichtete Systeme durchaus besser funktionieren.
Die positive Ergebnisentwicklung hatten Sie bereits angesprochen. Der Betriebsgewinn – Ebit – legte um 2,3 Prozent zu, operativ um 1,3 Prozent, sodass sich für die ersten neun Monate eine operative Ebit-Marge von 14,5 Prozent errechnete, nach 14,0 Prozent im Vorjahr. Die Kosten scheint Masterflex im Griff zu haben. An welchen weiteren Stellschrauben haben Sie gedreht?
Wir arbeiten stetig an Prozessverbesserungen, optimieren die internen Abläufe und arbeiten auch daran, den Materialeinsatz zu verbessern – einerseits über das Einkaufsmanagement und andererseits über eine höhere Nutzung von Recycling. Hinzu kommt, dass wir uns auf margenträchtigere Umsätze fokussieren, wie beispielsweise im Bereich Medizintechnik. Hier liefern wir nicht nur einfache Schlauchprodukte, sondern über höhere Wertschöpfungstiefe auch komplette Systeme, die letztendlich höhere Margen bringen, so dass uns unter dem Strich auch ein margenstärkerer Produktmix hilft.
Sind mittelfristig weitere Effizienzsteigerungen möglich?
Es finden sich immer wieder Einsparpotenziale, um die Effizienz zu verbessern. Diese zu nutzen, ist letztendlich Teil unserer Arbeit. Wir sehen durchaus noch Potenziale, effizienter zu werden. Daran arbeiten wir tagtäglich. Zudem sind unsere Kapazitäten derzeit nicht voll ausgelastet. Entsprechend können wir bei einem Umsatzschub deutliche Skaleneffekte erzielen.
Wie ist das vierte Quartal angelaufen? Und welche Erwartungen haben Sie an das Jahresendgeschäft?
Das vierte Quartal ist gut angelaufen. Wir sehen mittlerweile auch in den konjunktursensiblen klassischen Industriebranchen eine leichte Erholung. Ob diese nachhaltig ist, muss sich zwar erst noch zeigen, aber die ersten Wochen im laufenden Quartal sind sehr vielversprechend. Das betrifft zwar nicht alle Branchen, aber der Auftragseingang war in den letzten Wochen deutlich über dem in den Wochen davor. Auch der Oktoberabschluss, der noch nicht ganz fertig ist, sieht gut aus. Wir sind optimistisch für den Jahresendspurt.
Was bedeutet das für Ihre Guidance? Für das Gesamtjahr 2024 stellt Masterflex Umsatzerlöse in einer Bandbreite von 100 Millionen bis 107 Millionen Euro sowie ein Ebit in einer Spanne zwischen zwölf Millionen bis 15 Millionen Euro in Aussicht. Auf was sollten sich Anleger einstellen, auf ein Ergebnis am oberen oder eher am unteren Ende?
Wir haben unsere Prognosen frisch bestätigt. Es ist glaube ich keine Überraschung, wenn ich sage, dass wir beim Umsatz vermutlich eher am unteren Ende herauskommen werden. Beim Ebit gehen wir davon aus, dass wir etwa die Mitte der Prognosespanne erreichen können. Wünschenswert ist beim Ebit eine 13 vor dem Komma – sowohl absolut auch prozentual.
Sie haben die Schwächephasen in den Wachstumsbranchen Luftfahrt und Medizintechnik angesprochen. Wann erwarten Sie dort wieder positive Impulse?
Wie erwähnt gab es in Q3 auf Kundenseite in der Luftfahrt Kapazitätsengpässe, die jedoch überwunden sind. Wir haben oder hatten es hier mit einer temporären Wachstumsabschwächung auf einem sehr hohen Niveau zu tun. Die Auftragsverschiebungen in der Medizintechnik sind auch echte Verschiebungen und keine Stornierungen, so dass wir in dem Bereich sehr zuversichtlich für 2025 sind. Grundsätzlich bleiben die beiden Bereiche klare Wachstumsmärkte für Masterflex.
Ist eine oder mehrere Akquisitionen ein Thema? Immerhin kletterte der Finanzmittelbestand Ende September im Jahresvergleich von 9,6 Millionen auf 12,2 Millionen Euro. Geld wäre somit da, insbesondere durch den neuen Konsortialkredit.
Ja, absolut. Der Konsortialkreditvertrag bietet eine gute Plattform, unsere operative Stärke auch bei Akquisitionen zu nutzen. Grundsätzlich suchen wir Unternehmen, die uns entlang unserer Strategie bereichern beziehungsweise ergänzen. Regional Nordamerika und/oder Europa, branchenseitig insbesondere in den Bereichen Medizintechnik, Lebensmittel, Pharma und Labortechnik, aber grundsätzlich halten wir die Augen nach allem auf, was uns spannend und wertstiftend erscheint.
Masterflex ist an der Börse nicht gerade üppig bewertet. Überprüfen Sie regelmäßig die Kosten-Nutzen-Relation einer Börsennotiz? Wie wichtig ist die Börse für Sie als mögliche Kapitalquelle?
Überprüfen würde ich nicht sagen, aber in Frage stellen schon. Ein Vorteil einer Börsennotierung ist ja, dass man sich frisches Kapital über den Kapitalmarkt besorgen kann. Das macht aber nur Sinn, wenn wir vernünftig beziehungsweise marktgerecht bewertet sind. Das sehen wir aber derzeit nicht. Bezogen auf das Ebitda-Multiple, das bei uns derzeit auf einem Niveau von ca. fünf liegt, sind wir historisch niedrig bewertet. Unsere Performance spiegelt sich unserer Ansicht nach nicht im Börsenwert wider. Da kann man durchaus die Sinnfrage stellen. Mit dieser Problematik sind wir ja nicht allein. Sehr viele Small-/Mid-Caps sind in letzter Zeit „verprügelt“ worden.
Aber wie oben schon erwähnt, müssen wir auch hier auf uns schauen. Das heißt den inneren Unternehmenswert stetig erhöhen, da sehen wir uns weiterhin auch auf einem vielversprechenden Weg, gute Kapitalmarktkommunikation machen und damit die Investoren für unsere Aktie begeistern. Dann wird der Börsenkurs auch nachziehen.
Ihre Wünsche – geschäftlich – für 2025?
Ein persönlicher, nur halb geschäftlicher Wunsch, ist, dass die FDP die absolute Mehrheit bei der baldigen Bundestagswahl holt und dann ein marktwirtschaftlich-liberales Reformprogramm auf den Weg bringt.
Um dann aber wieder auf uns zu schauen: Dass die Projekte, die wir in der Pipeline haben, auch so kommen und wir damit Topline einen Sprung machen. Dass der Vertrieb flächendeckend etwas Thermik unter die Flügel bekommt und die rezessiven Tendenzen der letzten Quartale sich in Optimismus umdrehen. Naja, und dass Schalke langsam die Kurve bekommt.
Herr Becks, vielen Dank für das Interview!