Der Blick trägt weit über die Stadtgrenzen Münchens hinweg. Der Cloud-Telefondienstleister Nfon hat in eine Event-Location im 32. Stock in den Highlight-Towers München geladen. Es soll über die Zukunft des Unternehmens und damit – natürlich – über künstliche Intelligenz (KI) gesprochen werden.
Das 2007 gegründete Unternehmen mit derzeit 400 Beschäftigten hat sich bislang vor allem mit Lösungen für die Business–Kommunikation beschäftigt. Kernprodukt: eine – „smarte“ – Cloud-Kommunikationsplattform, die Sprachanrufe, einfache Videokonferenzen und nahtlose Integration von CRM- und Collaboration-Tools für kleine und mittlere Unternehmen bietet. Sämtliche Cloud–Services von Nfon werden dabei in Rechenzentren in Deutschland betrieben. Derzeit nutzen, laut Unternehmensangaben, rund 55.000 Kunden diesen Service.
Im ersten Halbjahr 2025 wurde damit der Umsatz um 3,9 Prozent auf 44,2 Millionen Euro gesteigert; die wiederkehrenden Umsätze legten dabei um 2,9 Prozent auf 41,3 Millionen Euro zu. Die Relation von Umsatz zu Kunden-Anzahl (erstes Halbjahr: 657.584 installierte Nebenstellen) zeigt, dass es sich um ein eher kleinteiliges Geschäft handelt.
Die Margen sind entsprechend weniger üppig: Der operative Gewinn (bereinigtes Ebitda) erhöhte sich um 3,4 Prozent auf 5,7 Millionen Euro und der operative Cash-flow lag bei 2,5 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Steuern verschlechterte sich von 1.015.000 auf 927.000 Euro. Es errechnet sich somit eine Vorsteuer-Marge zum Halbjahr von 2,1 Prozent.
Die Jahresprognose wurde im August gesenkt: Erwartet wird nun ein Umsatzwachstum zwischen drei und fünf Prozent (bisherige Prognose: acht bis zehn Prozent) und für das bereinigte Ebtida ein Betrag von 12,5 bis 14,0 (zuvor: 13,5 bis 15,5) Millionen Euro.
Zum Stichtag 30. Juni 2025 verfügte Nfon über Zahlungsmittel in Höhe von 10,8 Millionen Euro und ein ausgewiesenes Eigenkapital von 48,9 Millionen Euro. Der Börsenwert beträgt derzeit 93,6 Millionen Euro. Mit Blick auf Umsatz und Marge sieht das nach einer fairen, keinesfalls üppigen Bewertung aus.
Künftig will Nfon seine Cloud-Telefondienste mit KI und dem im Vorjahr zugekauften Chat-Bot Botario koppeln: Ein Anrufer bei einem Servicedienstleister wird beispielsweise zunächst vom Chat-Bot nach dem Problem gefragt, dann kann mit dem Bot ein entsprechender Termin vereinbart werden und das System im Unternehmen kann ein Ticket für den Auftrag erstellen und auch schon die passenden Mitarbeiter informieren. Vorstellbar ist auch, dass in Zukunft das benötigte Material bestellt wird.
Bei dem Event stellte Nfon Beispielfälle eines Fahrrad-Services und einer Pflegeeinrichtung vor. In Österreich, wo Nfon aktuell rund 20 Prozent seines Umsatzes macht, könnte sich perspektivisch ein starkes Geschäft mit mittelständischen Hotels – 20 Prozent der Buchungen kommen noch immer über das Telefon – anbahnen.
Es klingt durchaus spannend, was Nfon da gerade aufgesetzt hat. Viel vom Geschäftserfolg wird bei dem bislang recht margenarmen Geschäft von einem geforderten Vertrieb abhängen. Für Reibungsverluste könnte die Einarbeitung der neuen Führungsmannschaft sorgen: Seit 1. Oktober ist Andreas Wesselmann, bislang Technikvorstand, neuer CEO. Gleichzeitig tritt Alexander Beck als neuer Chief Financial Officer (CFO) in den Vorstand ein. Die Börse bleibt einstweilen vorsichtig, der Kurs bewegt sich derzeit eher gen Süden (eine robuste charttechnische Unterstützung findet sich bei rund fünf Euro).
Etwas gestelzt wirkte, dass das Event komplett auf Englisch stattgefunden hat, bei einer Firma, deren Umsätze zu 80 Prozent aus Deutschland und zu 20 Prozent aus Österreich kommen. Werden hier falsche Schwerpunkte gesetzt? Aber vielleicht waren viele Stakeholder (zum Beispiel potenzielle Kunden) aus dem englischsprachigen Raum anwesend.
Nfon-Aktie (Tageschart): große Schwankungen im Seitwärtsbewegung



