Das Debakel der E-Mobilität wird beim Blick auf den Chart der Lion E-Mobility-Aktie deutlich: Anfang 2023 notierte das Papier noch bei fünf Euro, zu Begin n des laufenden Jahres waren es noch zwei Euro, aktuell sind es 0,65 Euro … Ob damit der Kursboden erreicht ist?
Auf der Maccess-Konferenz der Börse München, vergangene Woche, präsentierte der Entwickler und Hersteller von Batterie-Packs. Die Stimmung dabei war eher moll, aber wer will das verdenken mit Blick auf den Chart und die Unternehmensergebnisse im ersten Halbjahr.
Da sackten die Umsätze von 56,1 im Jahr 2023 auf 6,1 Millionen Euro ab. Der operative Gewinn (Ebitda) verringerte sich von einer schwarzen Null auf minus 4,8 Millionen Euro und der Betriebsgewinn (Ebit) von minus 0,9 auf minus 5,4 Millionen Euro. Unter dem Strich bedeutete das einen Verlust von 4,8 Millionen Euro, nach einer Millionen Euro im Finanzjahr 2023. Der Cash-Bestand schmolz von 4,4 Millionen Euro zum Geschäftsjahresende 2023 auf minus 1,3 Millionen Euro.
Das sind bittere Zahlen, aber die euphorischen Zeiten der E-Mobilität sind längst vorbei, da würden zunächst Akku-Lager (bevor diese zu alt werden) geräumt. Hinzu kämen steigenden Personal- und Entwicklungskosten, wie Lion E-Mobility-CFO Jörg Peter Hahn auf der Veranstaltung ausführt.
Lion E-Mobility entwickelt gerade einen neuen Batterietyp (Hochleistungsbatterie), der zunächst in Supersportwagen zum Einsatz kommen könnte, bei dem die Rundzellen in einer Flüssigkeit eingebettet sind (Immersion Technology). Das sorgt, durch die bessere Kühlung für optimiertes Laden und Entladen sowie eine deutlich geringere Brandgefahr.
Wird damit Lion E-Mobility wieder in die Spur finden? Das Konzept der Immersion Technology, so wie es Gründer Tobias Mayer bei der Präsentation beschreibt, klingt gut. Supersportwagen könnten (zunächst) eine ertragreiche Nische, zumal es in dieser Sparte, aufgrund des hohen Energiebedarfs, besondere Anforderungen für das Entladen gibt (siehe Probleme beim Porsche Tycan).
Die notiert derzeit mit einer Marktkapitalisierung von acht Millionen Euro auf der Höhe des Eigenkapitals von 8,8 Millionen Euro (Stand zum Halbjahr, am Jahresende waren es 13,5 Millionen Euro). In der Bilanz sanken die Vermögensgegenstände von 43,8 auf 15,1 Millionen Euro und die Verbindlichkeiten von 47,5 auf 27,4 Millionen Euro – die Bilanz ist somit deutlich kürzer geworden.
Für das Gesamtjahr 2024 hat das Management seine Prognose auf eine Umsatz-Erwartung von 42 Millionen Euro und einem leicht negativen Ebitda revidiert. Zuvor war ein Umsatz zwischen 60 und 65 Millionen Euro und ein Ebitda von 0,5 bis 1,0 Millionen Euro angepeilt. Hahn spricht von einem Übergangsjahr.
Eine Perle von Lion E-Mobility ist die 30-Prozent-Beteiligung an der Tüv Süd Batterie Testing. Hier werden gute Umsatz-Steigerungen (2023: plus 41 Prozent auf 16,1 Millionen Euro) und ordentliche Ebit-Margen (rund 19 Prozent) erzielt. In diesem Bereich wird ein Wachstum von durchschnittlich 15 Prozent pro Jahr erwartet. Diesen Bereich will Lion verkaufen – das Unternehmen braucht Geld (und will sich auf das Kerngeschäft konzentrieren, wie es immer so schön heißt).
Technologisch scheint Lion E-Mobility weit vorne bei der Batterie-Entwicklung mitzumischen, aber das Unternehmen braucht (endlich!, dringend) profitable Umsätze. Vielleicht wird aus dem Deal mit der Deutschen Post DHL einmal mehr, wo Lion derzeit Ersatz-Batteriemodule für Zustellwagen liefert. Spannend sind die Fortschritte bei einer Batterie für Supersportwagen (beispielsweise für die M-Reihe von BMW).
Dennoch: Die Aktie bleibt ein riskantes Investment. Wahrscheinlich benötigt Lion irgendwann frisches Geld, neben möglichen Erlösen aus einem Testing-Verkauf (Verkaufserlös vermutlich in Höhe der aktuellen gesamten Lion-Marktkapitalisierung).
Lion E-Mobility-Aktie (Tageschart): intakter Abwärtstrend
