Time is money // Schnell ein paar Fragen an Johannes Laumann, CIO des Private-Equity-Investors Mutares (A2NB65). Die Münchner haben ein transaktions- und ereignisreiches Jahr so gut wie hinter sich. Grund genug, um gemeinsam mit CIO Johannes Laumann zurück und vor allem nach vorne zu blicken. Was können die Anleger 2025 von Mutares erwarten?
Herr Laumann, der Jahreswechsel naht, das ist die klassische Zeit für einen Rück- und Ausblick. Blicken wir zunächst auf 2024 zurück, was waren aus Ihrer Sicht die Mutares-Highlights in diesem Jahr?
Johannes Laumann: Transaktionsseitig waren wir 2024 erneut sehr aktiv, sowohl bei Zukäufen als auch bei Exits. Wir haben acht Akquisitionen erfolgreich abgeschlossen, darunter auch die ersten Transaktionen aus den neuen Standorten in den USA und China. Bei den sechs Exits ist insbesondere der Verkauf von Frigoscandia im ersten Quartal hervorzuheben. Auf der Kapitalmarktseite haben wir einen zweiten Bond erfolgreich am Markt platziert, der auf sehr großes Interesse gestoßen ist, was letztlich auch das Vertrauen des Kapitalmarktes in Mutares widerspiegelt. Und last but not least ist das Börsenlisting unserer Beteiligung Steyr Motors (A40TC4) als weitere außerordentliche Erfolgsstory [Plusvisionen berichtete: HIER klicken] zu nennen. Wir blicken also in vielerlei Hinsicht auf ein erfolgreiches Jahr zurück.
Und was hätten Sie sich an „Lowlights“ gerne erspart?
Wir sind in der glücklichen Lage, dass 2024 die Highlights die Lowlights bei weitem überragen. Zu letzteren zählt neben den täglichen Herausforderungen im Automotive & Mobility-Segment im Grunde nur die Short-Attacke vor einigen Wochen. Die Automobilbranche ist im Wandel und die Erwartungen für 2024 sind von den OEMs und damit auch den Zulieferern weit verfehlt worden, insbesondere was das Thema E-Mobility betrifft.
Das der eigenen Profitmaximierung dienende Geschäftsmodell von Shortsellern ist bekannt, dazu will ich mich auch nicht mehr weiter äußern. Nur so viel: Wir werden unseren Wachstumskurs halten und liefern, was wir unseren Investoren versprechen. Und was das betrifft, sind wir voll auf Kurs. Wir werden unsere Ziele für 2024 erreichen und fühlen uns auch mit unseren Zielen für 2025 und 2028 sehr wohl. Ich denke, das signalisieren auch die Directors‘ Dealings, die wir als Mutares-Management nach der Short-Attacke [Plusvisionen berichtete: HIER klicken] getätigt haben.
Über die Entwicklung in der Automobilindustrie können Sie aktuell aber nicht gerade happy sein angesichts von rund einem Drittel des Portfolios im Bereich Autozulieferung?
Das stimmt, ist aber auch eine Frage der Sichtweise. Der Automotive-Sektor war in der Rückbetrachtung in diesem Jahr ein anspruchsvolles Terrain, das ist jedem klar. Im Tagesgeschäft kämpfen vor allem Firmen, die einseitig auf E-Mobility fokussiert sind und keinen ausreichend großen internationalen Footprint haben.
Mit unseren großen Automotive-Gruppen FerrAl und Amaneos fühlen wir uns dagegen gut positioniert beziehungsweise können wir die aktuelle Lage solide managen. In beiden Gruppen sind wir in der Lage, durch die globale Ausrichtung regionale Marktschwankungen auszugleichen und haben auch Größenvorteile, die sich in Skaleneffekten niederschlagen. Das ist die operative Komponente. Wenn ich allerdings auf der Transaktionsseite sehe, was gerade an Opportunitäten an uns herangetragen wird, sehe ich für Mutares in der aktuellen Lage im Automotive-Sektor vor allem Chancen.
Sprich Sie werden weiterhin im großen Stil im Automotive-Sektor zukaufen?
Punktuell ja, aber der große Aufbau ist mit dem Erreichen einer kritischen Größe bei Amaneos und FerrAl United abgeschlossen. Wir haben die Konsolidierung der Branche in den vergangenen Jahren aktiv begleitet. Jetzt geht es vorwiegend darum, Umsatz und Profitabilität zu steigern und in den nächsten Jahren die Früchte dieses Aufbaus zu ernten. Auch werden die Einzel-Exposures pro Deal im Automotive-Segment im Vergleich zu Vorjahren signifikant geringer ausfallen.
Sie geben als Renditeziel einen Faktor von sieben bis zehn auf das investierte Kapital an. Das erreichen Sie naturgemäß aber nicht mit allen Investments?
Unser Geschäft besteht darin, Firmen, die beispielsweise als Teil im Großkonzern nicht funktionieren, zu drehen. Die kommunizierten sieben bis zehn Mal ROIC sind konsolidiert für die Gruppe zu sehen. Wenn wir, allgemein gesprochen, zehn Firmen kaufen, entwickeln sich sechs nach Plan, zwei sind aus welchen Gründen auch immer Outperformer und zwei Underperformer.
Ich gebe Ihnen dazu zwei Beispiele: 2019 haben wir Fasana gekauft, einen Hersteller und Lieferant von Servietten aus Euskirchen. Größte Kunden sind Restaurants, Airlines oder Festivals, dann kam Covid und 2021 kam zudem die Flut. Das hat uns Stand heute Geld gekostet. Auf der anderen Seite haben wir vor zwei Jahren Steyr Motors für einen Euro von Thales gekauft.
Damals hätte ich nicht im Traum daran gedacht, dass wir Steyr Motors bereits 2024 mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 70 Millionen Euro an die Börse bringen. Und ich brauche Ihnen auch nicht erzählen, dass das Defense-Geschäft aktuell ein Wachstumsmarkt mit Zukunft ist. Steyr Motors ist ein herausragendes Beispiel dafür, welche Cash-Multiples mit unserem Geschäftsmodell möglich sind. Entsprechend liegen wir bei der genannten ROIC-Spanne regelmäßig am oberen Ende oder darüber.
Blicken wir etwas voraus: In den vergangenen Jahren hatten Sie für den Portfolioaufbau einen hohen Finanzierungsbedarf, wird das auch in Zukunft weiterhin der Fall sein?
Wenn man wie wir von 1,6 Milliarden Euro Konzernumsatz im Jahr 2020 auf rund 7,0 Milliarden Euro wächst, dann kostet das. Mit unserer neuen Anleihe haben wir unsere Finanzierungsstruktur optimiert und insbesondere eine günstigere Verzinsung gesichert. Wir sind jetzt zudem in der Lage, mit einem geringeren Investitionsbedarf weiter zu wachsen. Das spiegelt sich bereits in den Zukäufen, die wir im laufenden Jahr getätigt haben, wider. Statt durchschnittlich sieben Millionen Euro Investitionsbedarf je Übernahme wie im Jahr 2023 sind es 2024 nur noch rund drei Millionen Euro. Unser Portfolio ist zudem reif genug, um einen stetigen Exit-Strom zu ermöglichen.
Apropos Exits: Sie haben in Aussicht gestellt, dass Sie die Exit-Aktivitäten 2025 forcieren werden und wollen Portfoliounternehmen mit einem kumulierten Umsatzvolumen von 1,85 Milliarden Euro verkaufen. Können Sie das etwas konkretisieren?
Das ist die logische Konsequenz, wenn Sie sich den Portfolioaufbau in den vergangenen Jahren und die erreichte Reife des Portfolios ansehen. Wir haben den aggressiven Wachstumskurs in 2020 gestartet und glauben an eine ideale Haltdauer von vier bis fünf Jahren. Damit befindet sich ein guter Teil der Firmen in der Harvesting-Phase. Sprich, wir gehen mit voller Exit-Pipeline ins Jahr 2025 und wollen mit den betreffenden acht Portfoliounternehmen mehr als 200 Millionen Euro erlösen.
Um welche Firmen geht es konkret?
Konkrete Namen will ich an dieser Stelle nicht nennen, aber wenn Sie sich ansehen, welche Firmen wie lange schon Teil des Mutares-Portfolios sind und in welcher Phase des Wertschöpfungszyklus sich diese befinden, fällt die Auswahl an Kandidaten leicht. Bei Steyr Motors haben wir den ersten Schritt schon getan, einige weitere Namen kursieren bereits in einschlägigen M&A-Medien, Terranor oder Conexus zählen beispielsweise dazu. Insgesamt laufen wie gesagt bei acht Unternehmen konkrete Verkaufsprozesse.
Das Kaufinteresse egal von welcher Seite war in den vergangenen Monaten allerdings eher überschaubar.
Mit den sinkenden Zinsen nimmt das Kaufinteresse wieder zu. Das sieht man auch am Aktienmarkt, wo die M&A-Aktivität vor allem bei deutschen Nebenwerten zuletzt stark zugenommen hat. Qualität ist wieder gefragt. Aber es ist schon richtig, dass die übliche Zahl an Kaufinteressenten zuletzt geringer war. Man muss aber auch erfreulicherweise festhalten, dass das Interesse, das da war, beziehungsweise da ist, eine andere, bessere Qualität hat und sehr valide ist.
Auf annualisierter Basis liegt Mutares beim Konzernumsatz bereits bei 7,3 Milliarden Euro. Plus 1,3 Milliarden an Zukäufen minus 1,85 Milliarden Konzernumsatz bei den geplanten Exits, wären Sie bei 6,75 Milliarden Euro Konzernumsatz per 2025. Besonders strecken müssen Sie sich nicht, um die Prognosen für das kommende Jahr zu erfüllen?
Da stimme ich Ihnen grundsätzlich zu, aber Sie wissen ja aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre mit Covid, Kriegen et cetera, wie schnell sich die Rahmenbedingungen ändern. Wir stehen uneingeschränkt zu unserer Prognose, sowohl für 2025 als auch für 2028. Ich hätte aber auch nichts dagegen, wenn wir 2025 mehr Exits abschließen und dafür ein noch besseres Holding-Ergebnis als die in Aussicht gestellten 125 bis 150 Millionen Euro erreichen.
Was dürfen Ihre Aktionäre hinsichtlich der Dividende erwarten?
Die Dividende für das Geschäftsjahr 2024 wird sich an der kommunizierten Dividendenpolitik orientieren. Sprich, mindestens zwei Euro je Aktie. Den konkreten Vorschlag kommunizieren wir wie üblich im Frühjahr.
Gestatten Sie uns abschließend noch eine private Frage: Wie verbringen Sie die Weihnachtstage und welche Vorsätze haben Sie für 2025?
Ich werde die Gelegenheit nutzen, um nach einem erneut intensiven Jahr Handy und Computer zur Seite zu legen, den Moment dieser besonderen Zeit zu genießen und etwas zur Ruhe zu kommen. Im Mittelpunkt steht ganz klar Familienzeit mit meinen Lieben, vor allem mit meiner Tochter, zu verbringen. Ein Ausflug in den Schnee ist ebenfalls fest eingeplant. Typische Vorsätze wie Sport treiben und gesünder essen habe ich nicht, lediglich mit voller Kraft und Power im Januar das Jahr 2025 anzupacken.
Herr Laumann, vielen Dank für das schnelle Interview.