Time is Money // Schnell ein paar Fragen an Mark Becks, Vorstand bei Masterflex, zu den kürzlich präsentierten Zahlen zum zweiten Quartal und einem rund 15-prozentigen Umsatzanstieg sowie über die Aussichten des Spezialschlauchherstellers für das Gesamtjahr. Masterflex sieht sich beim Optimierungsprogramm Back-To-Double-Digit (B2DD) auf Kurs – 2022 soll die Ebit-Marge wieder zweistellig sein. Die größten Wachstumsimpulse für Masterflex kommen derzeit aus den Bereichen Medizintechnik, Lifescience und aus der Halbleiterindustrie.
Herr Becks, Glückwunsch zu den guten Quartalszahlen. Mit einem Umsatzzuwachs um fast 15 Prozent im zweiten Quartal ist Masterflex wieder auf dem gewohnten Wachstumskurs. Was waren für Sie die operativen Highlights?
Sicherlich ist positiv hervorzuheben, dass die klassischen, eher zyklischen Industrien wie Maschinebau und Automotive wieder im Kommen sind. Zudem haben wir in diesem Jahr in der Halbleiterindustrie einen guten Schritt nach vorne gemacht. Auch der Auftragsbestand stimmt positiv für die nächste Zeit. Darüber hinaus liegen wir im Ebit absolut und vor allem prozentual über dem Ebit des Jahres 2019, dem letzten Jahr vor Corona. Unser B2DD-Programm spiegelt sich also in der Gewinn- und Verlustrechnung wider.
Sie sprechen die operative Ebit-Marge an, diese liegt mit 9,5 Prozent schon fast auf Zielniveau ihres B2DD-Programms nach 6,6 Prozent im Vorjahr. Besteht die Chance, dass Sie bereits 2021 zweitstellig werden, statt wie geplant 2022?
Traditionell sind wir in der zweiten Jahreshälfte umsatz- und ergebnisseitig immer etwas schwächer als in der ersten Jahreshälfte. Das liegt vor allem am Dezember, da wir hier an deutlich weniger Tagen fakturieren können. Wie und ob sich das aufgrund Corona dieses Jahr ändert, lässt sich jetzt noch nicht final bewerten. Derzeit bleiben wir bei unserer Prognose, dass wir erst im Jahr 2022 die zweistellige Ebit-Marge erreichen sollten.
Trotzdem lag im zweiten Quartal das Ebit unter dem im ersten Quartal, welche Ursachen hatte das?
Wenn Sie die Gewinn- und Verlustrechnung beider Quartale nebeneinanderlegen, dann sieht man, dass die Personal- und die Materialeinsatzquoten im Quartalsvergleich nahezu identisch waren. Hieran lag es also nicht. Im Endeffekt hatte dies drei Gründe: Zum einen war der Umsatz zusammen mit dem Bestandsaufbau etwas niedriger als im ersten Quartal. Zum anderen haben wir im zweiten Quartal etwas mehr ausgegeben, nach einer deutlichen Zurückhaltung im ersten Quartal. Da stechen jetzt keine Sondersachverhalte besonders hervor, das setzt sich aus vielen kleinen Rechnungen zusammen. Und schließlich hatten wir im ersten Quartal einen positiven Währungseffekt mit China, der im zweiten Quartal etwas weniger positiv ausgefallen ist. Das macht rund 0,1 Millionen Euro aus.
Wie stark leidet Ihre Profitabilität unter steigenden Rohstoffpreisen, insbesondere hinsichtlich Kunststoffen und Metallen?
Die Rohstoffpreise sind punktuell durchaus stark gestiegen. Im Vorjahresvergleich macht dies bei uns rund 0,4 Millionen Euro aus. Die notwendigen Marktpreiserhöhungen greifen insbesondere im Kataloggeschäft bei uns erst später. Mehr Sorgen macht mir aber die Materialknappheit bei einigen Vorprodukten. Auch wenn dies bisher kaum Auswirkungen auf den Umsatz hatte, könnte sich die Situation in der zweiten Jahreshälfte verschärfen. Momentan sind wir aber noch gut eingedeckt.
Wie schnell können Sie die höheren Kosten bei den Rohstoffen an die Kunden weitergeben bzw. können Sie diese überhaupt weiterreichen, ohne Kunden zu verlieren?
In der Regel können und müssen wir dies weitergeben. Im Kataloggeschäft hat dies aber eine Verzögerung von rund drei Monaten. Aber wir sind an dem Thema dran. Derzeit ist das Verständnis bei den Kunden da. Die Verfügbarkeit ist für viele Kunden das entscheidendere Kriterium.
Wie entwickeln sich die Zielbranchen im Einzelnen? Im Medizinbereich war die Entwicklung zuletzt eher flach, wann erwarten Sie hier neue Wachstumsimpulse?
Wie bereits erwähnt ist das Wachstum in den eher zyklischen Branchen Maschinenbau, wir bezeichnen das bei uns etwas erweitert als Prozessindustrie und im Automobilsektor sehr positiv. Der Luftfahrt-Sektor liegt unter dem Vorjahr, was aber insbesondere an dem starken ersten Quartal im Vorjahr liegt. Bei der Halbleiterindustrie haben wir auch einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht.
Die Medizinindustrie durchläuft derzeit eine erwartete Delle. Das liegt primär an verschobenen Operationen. Da hoffen wir, dass in der zweiten Jahreshälfte ein Umkehrtrend zu erkennen ist. Zudem erweitern wir auch gerade unsere Reinraumkapazitäten, so dass wir sehr optimistisch sind, in der Medizintechnik einen wesentlichen Wachstumstreiber für die nächsten Jahre bei der Masterflex zu haben.
Wie nachhaltig sind die Aufwärtstendenzen im Automobilsektor und im Maschinenbau?
Wir erwarten schon einen global etwas längerfristig positiven Trend eigentlich über alle Branchen. Insofern blicken wir sehr optimistisch in die Zukunft.
Welche Branche erachten Sie als besonders aussichtsreich, woher kommen derzeit die meisten Neuaufträge?
Derzeit ist der Auftragseingang sicherlich in den klassischen Industrien sehr stark. Überproportionale Wachstumstreiber sehen wir aber weiterhin in der Medizintechnik, der Lebensmittel-, Labor-, Pharmaindustrie, also alles, was man unter Lifescience zusammenfassen kann sowie in der Halbleiterindustrie.
Wie soll über B2DD hinaus der Unternehmenswert gesteigert werden? Gibt es Neuigkeiten bei potenziellen Zukäufen?
Gäbe es Neuigkeiten, hätten wir sicherlich darüber berichtet. Insofern gibt es derzeit keine Neuigkeiten. Aber richtig ist auch, dass wir uns mit dem Thema wieder verstärkt auseinandersetzen und Unternehmensakquisitionen ein wichtiger Baustein für die Weiterentwicklung der Masterflex werden können.
Zuletzt hat Masterflex acht Cent Dividende gezahlt, gibt es angesichts der operativen Fortschritte und des perspektivisch höheren Ergebnisses die Aussicht auf eine höhere Dividende im kommenden Jahr?
Man sollte das Fell des Bären erst verteilen, wenn dieser erlegt ist. Unsere Dividenden-Strategie ist klar: mindestens so hoch wie das Vorjahr, gegebenenfalls auch mehr. Zum richtigen Zeitpunkt werden wir den Dividendenvorschlag für das Geschäftsjahr 2021 kommunizieren.
Das dritte Quartal ist zur Hälfte um, hat sich die Dynamik aus dem zweiten Quartal bis dato fortgesetzt?
Auftragseingang und Umsatz sind weiter in der Spur. Da war kein Abriss zu erkennen. Im Vorjahr war der Tiefpunkt im zweiten Quartal. Ab dem dritten Quartal setzte langsam die Erholung ein. Stand jetzt sind wir umsatzseitig auch deutlich über dem Vergleichsquartal des Vorjahres.
Herr Becks, vielen Dank für das Gespräch!