Wir alle halten uns ja – in der Regel – für furchtbar wichtig, intelligent, einzigartig und so weiter und so weiter … Wir denken nach, treffen selbstständig die für uns beste Entscheidung, völlig unabhängig … Ähm, ist dem so? Ab Mitte der 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts entwickelte Eugene Francis Fama den Begriff der Effizienzmarkthypothese (EMH). Nicht weniger als eine Revolution in der Finanzwelt. Die Kernthese: Jeder Marktteilnehmer handelt effizient. Informationen sind transparent und für alle sofort oder zumindest sehr schnell verfügbar, sie werden somit von den rational handelnden Akteuren sofort bei Kauf und Verkauf berücksichtigt. Die Preise spiegeln deshalb jederzeit den aktuellen Informationsstand wider, die Preis sind – eben – effizient. Die Schlussfolgerung daraus: Der Markt ist auf Dauer nicht zu schlagen, da der Markt immer besser und effizienter ist. Heute würde man sagen: Schwarmintelligenz. Deshalb einfach ein Indexinvestment kaufen – und gut ist es.
Aber war da nicht etwas? Trends, Blasen, irrationales Verhalten? Den Animal Spirit wie ihn John Maynard Keynes nannte. Offenbar zittert die Unsichtbare Hand Adam Smith’ manchmal doch ein wenig. Tulpenmanie. Weltwirtschaftskrise. Oder jüngst die Finanzkrise. Immer wieder gibt es an den Märkten Situationen, wo doch nicht alle Informationen in den Kursen enthalten sind, die sich dann aber, ganz plötzlich, doch Bahn brechen. Dann schießen die Kurse nach oben oder rauschen in den Keller – und im nächsten Moment ist wieder alles ganz anders.
Interessante Hinweise darauf, warum das so sein könnte, haben nun Neurologen verschiedener Forschungseinrichtungen in der Studie „In the Mind of the Market: Theory of Mind Biases Value Computation during Financial Bubbles”, veröffentlicht in der Zeitschrift Neuron, gegeben.
Wenn sich Blasen an den Finanzmärkten bilden, achten die Marktteilnehmer weniger auf Preise und Fundamentaldaten, sondern mehr auf die anderen Marktteilnehmer. Anscheinend sei es ab einer gewissen Phase den Akteuren wichtiger, die künftigen Handlungsweisen der anderen einzuschätzen. Ein Selbstüberschätzung? Das Ganze basiert vermutlich auf der Annahme, man selbst ist schlauer und findet immer noch jemand anderen, der einem die eigenen (überteuerten) Papiere abkauft. Wie heißt es an Börse: Die Kurse steigen so lange, bis die Dummen ausgehen, die den „Mist“ in die Depots nehmen. Findet sich keiner mehr, geht es rasch abwärts. Das ist nun wohl auch wissenschaftlich belegt.
Was tun dagegen?
1. Keinen heißen Tipps folgen.
2. Steigende Kurse sind nicht unbedingt ein gutes Kaufargument. Waren sie noch nie.
3. Fallende Kurse sind nicht unbedingt ein gutes Verkaufsargument. Waren sie noch nie.
4. Es kann hilfreich sein, sich eigene Gedanken – auch mal ausführlicher – zu machen, selbst, wenn das mühsam ist.
5. Wer „immer am Markt“ ist, also den ganzen Tag „Kurse guckt“ wird vermutlich (betriebs-)blind und achtet vor allem darauf, was die anderen sagen und tun (siehe oben). Leider meint man dabei oft, man ist der Beste von allen. Ist man aber nicht.
Nachtrag vom 14. Oktober 2013: Plusvisionen gratuliert Eugene Francis Fama zum Nobelpreis!
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