Am 12. August 2024 war es soweit. Deutschlands ältestes Industrieunternehmen, die Hüttenwerke Königsbronn, kurz HWK 1365 (A3CMG8), notieren an der Börse Düsseldorf. Dabei wurde die börsennotierte Terentius, bei einem Reverse-IPO, mit der Avir Walze, Mutter der Hüttenwerke Königsbronn, verschmolzen und in HWK 1365 umbenannt.
Die Hüttenwerke Königsbronn wurde im Jahr 1365 für den Abbau von Eisenerz gegründet und sind heute Weltmarktführer bei großen Kalanderwalzen, einem Hightech-Produkt des deutschen Maschinenbaus. Die bis zu zwölf Meter langen und bis zu 85 Tonnen schweren Kalanderwalzen von HWK sind für die Herstellung hochwertiger Papiere und Kartons unerlässlich.
Plusvisionen hat beim geschäftsführenden Direktor, Wolf Waschkuhn, nachgefragt, um was es sich bei diesen Kalanderwalzen genau handelt und wie damit Geld zu verdienen ist. Tatsächlich sind Kalanderwalzen für die Ewigkeit ausgelegt [siehe auch externer SWR-Bericht HIER], aber in der Praxis ergibt sich durchaus Reparaturbedarf durch Fehler in der Bedienung, wenn beispielsweise eine Schraube oder ein Werkzeug in die Maschine fällt und die Oberfläche beschädigt. So müsse hin und wieder überschliffen oder überdreht werden.
Daraus ergeben sich wiederkehrende Umsätze wie auch für das Aufmachen der Walzen, um das Öl zu wechseln. Das Service–Geschäft wurde von den Hüttenwerken in der Vergangenheit aber vernachlässigt. Ein Strategieschwenk fand bereits statt: Eine zweite Schleifmaschine werde im September einsatzbereit sein und der Vertrieb sei angelaufen. Der margenstarke Service-Bereich soll künftig deutlicher zum Wachstum beitragen.
Ein Hauptabnehmer von Kalanderwalzen ist die Papierindustrie. Hier profitiere HWK von dem Trend kleinere Papierproduktionsmaschinen durch große zu ersetzen, da Druckerpapier eher rückläufig, dagegen die Nachfrage nach Kartonagen im E-Commerce und nach beschichteten Papieren, als umweltfreundliche Alternative zu Plastikverpackungen, steige, so Waschkuhn. Insbesondere in Asien steht die Branche noch ziemlich am Anfang, weshalb HWK in den kommenden Jahren stabile bis leicht steigende Umsätze im Kerngeschäft erwarte.
Künftig will sich HWK aber auch stärker diversifizieren und Walzen in die Lebensmittelproduktion oder die Zementindustrie liefern. Die HWK-Walzen würden bereits für die Cornflakes-Herstellung eingesetzt.
Inzwischen kommt HWK auch mit den hohen deutschen Energiekosten zurecht. Die Verträge sehen nun Preisanpassungen – ein sogenannter Melz – im Bezug auf Energiekosten sowie einige Materialien wie Legierungen, Eisen und Schrott vor. Das sei aufgrund der starken Stellung in der Nische möglich: Die Eintrittsbarrieren seien hoch und die Kundenbeziehungen langjährig. Eine Verlagerung des Produktionsstandorts sei nicht geplant.
2022 kam es noch zu einem Gewinn-Einbruch wegen der Verwerfungen am Energiemarkt. Der Melz wurde erst im April 2022 eingeführt, aber es mussten noch Aufträge aus 2021 und Anfang 2022 abarbeiten werden. Für 2024 rechnet die Geschäftsleitung mit einem Umsatz von 20,2 und für 2025 von 24,5 Millionen Euro, nach 21,8 Millionen Euro im Jahr 2023.
Der operative Gewinn soll 2024 bei 1,5 und 2025 bei 2,5 Millionen Euro liegen, nach 2,5 Millionen Euro im Jahr 2023. Unter dem Strich dürften 2024 rund 500.000 Euro und im Jahr darauf 1,5 Millionen Euro stehen (2023: 1,7 Millionen Euro). Eine Dividenden–Zahlung sei ab 2025 geplant.
Grundsätzlich herausfordernd ist die Liquiditätsplanung bei HWK, da die Produktionszeit von Kalanderwalzen bis zu neun Monaten betrage, wobei ein Teil der Vorfinanzierung durch die Anzahlung durch den Kunden gedeckt sei.
2023 gab es liquide Mittel in Höhe von 3,4 Millionen Euro, die überwiegend aus dem operativen Geschäft stammten. Darüber hinaus gab es einen Sondererlös bei einer Leasingverlängerung, da die Gebrauchtpreise inzwischen höher sind als beim Leasingbeginn in 2019. Die neue Leasingrate sei niedriger als damals. Die Mittel dienten als Working Capital und würden für Investitionen (langfristig sind zehn Millionen geplant) genutzt.
HWK hat keine Finanzverbindlichkeiten. Sonstige Verbindlichkeiten von 2,9 Millionen Euro seien im ganz Wesentlichen passivierte Leasingverbindlichkeiten und noch Beratungsleistungen.
Derzeit kommt HWK 1365 auf einen Börsenwert von 7,5 Millionen Euro (ein Drittel Streubesitz). Das ist angesichts der angestrebten Zahlen und der Branchen-Aussichten, auch für einen Maschinenbau-Wert, nicht üppig.
HWK 1365-Aktie (Tageschart): kräftig aufwärts