Rund ein Viertel seines Wertes hat die United Internet-Aktie (UI, 508903) in den vergangenen drei Monaten verloren. Damit wurde mehr als eine Milliarde Euro an Marktkapitalisierung vernichtet. Schuld daran hat ein Ausfall des eigenen 1&1-Netzes Ende Mai [Plusvisionen berichtete; HIER klicken], eine dem Ausfall geschuldete Reduzierung der Jahresprognose, die Anfang August folgte und natürlich das schwache Gesamtmarktumfeld mit Sorgen um die Konjunktur und die Konsumentenausgaben. Auch die heute vorgelegten finalen Halbjahreszahlen halfen der UI-Aktie nicht. Vielmehr setzen sich die Kursabschläge fort.
Dabei hatte UI-Gründer, Vorstandschef und Hauptaktionär Ralph Dommermuth (48,9 Prozent der Aktien) ordentliche Zahlen für die ersten sechs Monate vorgelegt, die allerdings größtenteils schon vorab gemeldet worden waren: Bei einem Umsatzplus von 2,8 Prozent auf knapp 3,1 Milliarden Euro kam es zu einem Rückgang beim operativen Ergebnis (Ebitda) von rund einem Prozent auf 662,3 Millionen Euro.
Auch am reduzierten Ausblick gibt es keine Änderung. Für das Gesamtjahr soll der Umsatz nun rund 6,4 Milliarden Euro erreichen, nachdem ursprünglich 6,5 Milliarden Euro angestrebt waren (Vorjahr: 6,213 Milliarden Euro). Beim Ebitda liegt die Guidance bei rund 1,38 Milliarden Euro, nach vorher erwarteten 1,42 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,3 Milliarden Euro)
Allerdings gab Dommermuth in der heutigen Telefonkonferenz auf Plusvisionen-Nachfrage bekannt, dass er die Zahl der Kündigungen, die im Zusammenhang mit dem Netzausfall stehen, auf rund 50.000 schätze. Er verwies allerdings darauf, dass die Zahl nicht exakt ermittelbar sei, da Kündigungen nicht direkt zuordenbar seien. Er bestätigte, dass vor allem im Juni und Juli zu deutlich mehr Kündigungen kam, der Peak überschritten, jedoch noch nicht das „normale“ Kündigungsniveau erreicht sei.
Den Netzausfall bezeichnete er als „unschön“, aber im Zuge des Aufbaus eines komplett neuen Netzes auch als „normal“. Wenig zufrieden war er allerdings mit der Zeit, bis der Fehler beseitigt war, die er als „zu lange“ beschrieb.
Zunächst muss UI nun aber unter Beweis stellen, dass der Aufbau des eigenen Netzes tatsächlich erfolgreich gelingt. Denn nur so kann der Konzern zu einem echten Wettbewerber im Mobilfunk von Deutscher Telekom und Vodafone werden. Nach früheren Angaben benötigt der Aufbau allerdings ohnehin etwa mehr Zeit, als ursprünglich geplant. Möglich auch, dass der zwischenzeitliche Ausfall nochmals für zusätzliche Verzögerungen führt.
Aktuell befindet sich die UI-Aktie noch immer im freien Fall, weshalb der Kauf des Papiers dem Griff nach einem fallenden Messer gleichkäme. Ein Boden könnte sich allerdings trotzdem auf dem aktuellen Niveau bilden, da hier noch Unterstützungen aus 2023 verlaufen. Doch dies sollten Anleger zunächst von der Seitenlinie beobachten.
Aussichtsreich erscheint aber ein Discount-Zertifikat (SY5634) mit Cap bei 15 Euro und Laufzeit bis Juni 2025. Geht die Aktie über dem Cap bei 15 Euro über die Ziellinie, ist aktuell eine Maximalrendite von 11,9 Prozent (13,5 Prozent p.a.) möglich. Rutscht der Basiswert am Laufzeitende unter die 15er-Marke, tilgt der Emittent via Aktienlieferung. Der Einstandskurs liegt dann bei 13,40 Euro, was dem aktuellen Zertifikate-Kurs entspricht und einem satten Rabatt gegenüber dem Direktinvestment von knapp 20 Prozent gleichkommt. Die hohe Volatilität der Aktie macht dies möglich.
United Internet (Tageschart): noch kein Boden in Sicht