Die analytischen und prognostischen Fähigkeiten müssen nicht allzu ausgeprägt sein, um zu erkennen, dass es Bertrandt nicht sonderlich gut geht und auch die (nahe) Zukunft holprig bleiben dürfte: Ingenieur- (Komplett-) Dienstleister macht 76 Prozent seiner Umsätze in Deutschland, wovon 90 Prozent aus der Automobil–Branche kommen, wie während der Präsentation auf den Hamburger Investorentagen (HIT) zu hören war. Bekanntlich ist es weder um die deutsche Wirtschaft noch um den deutschen Auto-Sektor gut bestellt (die Krise der Automobil-Industrie ist auch ein gewichtiger Grund für die Wirtschaftsschwäche).
So ist leicht verständlich, wieso der Bertrandt-Aktienkurs im Jahr 2024 vor allem eine Richtung kannte: abwärts. Erst in den vergangenen Monaten hat sich das Papier wieder etwas stabilisiert.
Inzwischen kommt Bertrandt nur noch auf einen Börsenwert von 192,7 Millionen Euro, bei einem Eigenkapital von 363,7 Millionen Euro und Liquiditätsreserven in Höhe von 114,3 Millionen Euro. Anders ausgedrückt: Die Börse blickt derzeit nicht sonderlich euphorisch auf das Unternehmen (auch wenn sich in der Bilanz noch Finanzschulden von 243,6 Millionen Euro finden).
Dabei hat Bertrandt schon ordentlich aufgeräumt, was die Zahlen für das Geschäftsjahr 2023/24 zeigten (die Ergebnisse zum ersten Quartal werden am 13. Februar präsentiert): Bei einer leichten Umsatzsteigerung auf 1.186,0 Millionen Euro fiel der Betriebsgewinn (Ebit) von plus 50,1 im Vorjahr auf minus 98,0 Millionen Euro.
Belastet haben vor allem „Einmalaufwendungen“ – so die „Perspektive“, wie es bei der Präsentation hieß – in einem Umfang von 115 Millionen Euro durch Restrukturierungsaufwendungen für den Personalabbau, Portfoliomaßnahmen und Infrastrukturanpassungen sowie für nicht liquiditätswirksame Wertberichtigungen auf Vermögenswerte (der freie Cash-flow blieb mit 50,0 Millionen Euro positiv).
Für das laufende Geschäftsjahr 2024/25 erwartet Bertrandt einen leichten Umsatzrückgang und eine deutliche Betriebsgewinn–Steigerungen auf einen wieder positiven Wert. Der operative Cash-flow wird wohl kräftig fallen, soll aber positiv bleiben. Für das Geschäftsjahr 2025/26 wird eine Ebit-Marge zwischen sechs und neun Prozent prognostiziert, basierend auf Einsparungen von 70 bis 90 Millionen Euro.
Die Dienstleistungen von Bertrandt werden weiter grundsätzlich gefragt bleiben, letztlich müssen die Automobil–Hersteller weiter (verstärkt?) Forschungs- und Entwicklungsarbeit, was das Kerngeschäft von Bertrandt ist, betreiben. Bertrandt hat seine Kapazitäten angepasst und folgt den OEMs (Original Equipment Manufacturer) ins Ausland, wo 600 Stellen entstanden, während in Deutschland 800 abgebaut wurden. Zudem will sich das Unternehmen stärker diversifizieren und den Non-Automotive-Anteil von aktuell zehn auf dann 20 bis 25 Prozent steigern.
Auf dem jetzigen (Kurs-/ Bewertungs-) Niveau und angesichts der eingeleiteten Sanierungsschritte (Margen-Verbesserung) – größere Investitionen sind auch nicht zu erwarten – könnte ein Investment in die Aktie für spekulative Anleger durchaus reizvoll sein.
Technische Hürden finden sich im Bereich von 20 Euro, 25 Euro (200-Tage-Linie, die stark abfällt) und bei gut 28 Euro.
Bertrandt-Aktie (Tageschart): Stabilisierung
