Wenn Anleger im Bereich der erneuerbaren Energien investieren wollen, war lange Zeit der natürliche Reflex, Windkraft- oder Photovoltaik (PV)-Aktien zu kaufen. Der Markt im PV-Bereich wird allerdings längst schon von chinesischen Anbietern dominiert, die westliche Anbieter zunehmend aus dem Markt drängen. Die naheliegende Idee sich entsprechend Titel der Platzhirsche aus Fernost ins Depot zu legen, entpuppt sich als verheerend für die Börsen-Performance von Investoren. Daher sind neue Ideen gefragt.
Zunächst die Negativbeispiele: Das Papier des Marktführers Jinko Solar (A0Q87R) verlor auf Frist von 24 Monaten mehr als zwei Drittel ihres Wertes, andere chinesische Schwergewichte wie Longi Green Energy (A1J8NJ) oder Trina Solar (A2QFCY) entwickelten sich mit mehr als drei Viertel Wertverlust im gleichen Zeitraum noch desaströser.
Demgegenüber sind bislang Werte von den Börsianern kaum beachtet worden, die Wasser als Energiequelle nutzen. Damit ist nicht Wasserstoff gemeint – viele Aktien aus diesem Bereich entpuppten sich ebenfalls als Lizenz zum Geldvernichten – sondern klassische Wasserkraft. Hydropower, so der englischsprachige Ausdruck, ist der heimliche Star unter den Energiequellen, nahezu ohne schädlichen CO2-Ausstoß. Mittels Wasserkraft wird weltweit nahezu doppelt so viel elektrische Energie gewonnen wie aus Wind und Solarkraft zusammen und auch gegenüber Atomenergie liegt Wasserkraft weit in Führung.
Kein Wunder, kann doch Wasserkraft mit dem höchsten Wirkungsgrad aller Energiequellen, einschließlich fossiler Brennstoffe, der höchsten Energieausbeute und gleichzeitig den geringsten Vollkosten pro Megawattstunde punkten. Tageszeitliche Schwankungen wie beispielsweise bei Solarenergie oder Abhängigkeit von Wind und Wetter sind bei Wasserkraft zudem Fehlanzeige.
Auf den Kurszetteln der internationalen Börsen sind Wasserkraft-Aktien bislang aber eher Mangelware. Deutschsprachigen Anlegern dürfte die Verbund (877738) geläufig sein. Der größte österreichische Energieversorger gewinnt immerhin 90 Prozent seines Stroms aus Wasserkraft. Bei den Halbjahreszahlen 2024 musste Verbund dem energiewirtschaftlichen Umfeld zwar ebenfalls Tribut zollen, das operative Ergebnis (Ebitda) lag um rund 22 Prozent unter Vorjahr, erreichte mit 1,8 Milliarden Euro aber immer noch eine ordentliche Höhe. Der Aktienkurs auf Zwei-Jahres-Sicht gibt mit einem Minus von gut 25 Prozent allerdings nur wenig Anlass zur Freude.
Anders Yxlem (A1JMBU): Die Aktie des US-Unternehmens legte in den vergangenen zwei Jahren auf Eurobasis um fast 30 Prozent zu. Der Konzern hat sich ganz dem Thema Wasser verschrieben. Den größten Teil des Yxlem-Geschäfts machen allerdings Lösungen für Trinkwasser und die Abwasseraufbereitung aus. Die Technologie für „Kleinwasserkraft“ ist nur ein geringerer Bereich der Konzernaktivitäten.
Auf kleine Wasserkraftwerke spezialisiert sich hingegen ein Neuling auf dem deutschen Kurszettel: Die DWK Deutsche Wasserkraft (A2AAB7). Frisch umfirmiert aus der ehemaligen CGIFT fokussiert sich die DWK komplett auf sogenannte kleine Laufwasserkraftwerke (siehe Bild oben) – und zwar als künftiger Betreiber.
Bei ihren Wasserkraftwerken nutzt die DWK das natürliche Gefälle von Flüssen und die damit verbundene Kraft des Wassers zur Stromerzeug. Mit Blick auf die natürlichen Gegebenheiten durchaus logisch, allerdings im leichten Widerspruch zum Unternehmensname liegt der Schwerpunkt dabei in Norwegen. In dem flussreichen Land will die DWK zügig einen Bestand an Small Hydro Laufwasserkraftwerken aufbauen und damit zum unabhängigen Stromerzeuger aus Wasserkraft avancieren.
Die Hauptversammlung der DWK hat Mitte Juli 2024 den Weg für die Neuausrichtung freigemacht. Auch eine erste kleinen Barkapitalerhöhung zur Anschubfinanzierung wurde beschlossen. Vor allem aber wurden vom Aufsichtsrat zwei erfahrene Experten aus der Wasserkraftindustrie neu zu Vorständen bestellt. Das Führungsteam der DWK Deutsche Wasserkraft, bestehend aus Jan Erik Schulien und Hennig Rath, hat einen langen Track Record in der Wasserkraft.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben die beiden neuen DWK-Bosse mehr als 140 Wasserkraft-Deals mit einem Transaktionsvolumen von mehr als 2,2 Milliarden Euro bei der Entwicklung, dem Erwerb und dem Betrieb begleitet. Ein erhebliches Asset, da die DWK sowohl neue Laufwasserkraftwerke bauen als auch bestehende Anlagen erwerben will. In Norwegen mit aktuell rund 2.000 im Betrieb befindlichen Wasserkraftwerken sind die Voraussetzungen dafür gut.
Mit der DWK wird der deutsche Kurszettel um ein spannendes Investmentthema bereichert. Anleger, welche die Marktchancen der Wasserkraft mit dem damit verbundenen Nachhaltigkeitsgedanken kombinieren wollen und zudem die Risiken eines noch jungen Unternehmens kennen, sollten das Unternehmen im Auge behalten. Da das Management ein tragfähiges Netzwerk in der nordeuropäischen Wasserkraftindustrie besitzt – Jan Erik Schulien ist selbst norwegischer Staatsbürger – darf man ihm zutrauen, die vorhandenen Opportunitäten zu nutzen. Kauforders sollten jedoch zwingend limitiert sein, da die Handelsumsätze (im Hamburger Freiverkehr) noch sehr gering sind.
DWK Deutsche Wasserkraft-Aktie (Tageschart): volatiler Verlauf