Seit gut einem Jahr geht es mit der Aktie von Friedrich Vorwerk wieder aufwärts – heute glänzt das Papier mit einem prozentual zweistelligen Kursplus. Die Börse schöpft wohl Hoffnung auf eine verbesserte Profitabilität. Im vergangenen Geschäftsjahr 2023 war das Konzernergebnis um 41 Prozent auf 10,2 Millionen Euro eingebrochen, trotz eines Umsatz-Anstiegs um gut ein Prozent auf 373,4 Millionen Euro.
Operativ (Ebitda) verdiente Friedrich Vorwerk 32,0 Millionen Euro, was ein Minus von 36 Prozent gegenüber dem Jahr 2022 war und kam damit auf eine Ebitda–Marge von 8,6 (13,6) Prozent.
Besser lief es im ersten Quartal 2024 mit einem Erlöswachstum von fünf Prozent auf 76,7 Millionen Euro und einem Ebitda–Anstieg von 21 Prozent auf 6,8 Millionen Euro. Damit kam Friedrich Vorwerk auf eine Ebitda-Marge von 8,8 Prozent.
Erfreulich war auch der Auftragseingang mit 121,3 Millionen Euro auf einen Auftragsbestand von 1.045,0 Millionen Euro. Insbesondere das Segment Electricity trug mit der Akquisition mehrerer mittelgroßer Aufträge für die Errichtung von Umspannwerken wesentlich zu dieser Entwicklung bei.
Nun meldet Friedrich Vorwerk mit seinem Tochterunternehmen Bohlen & Doyen den Auftragsgewinn für die Realisierung der landseitigen Erdkabelverbindungen in den Offshore-Anbindungsprojekten BalWin3 und LanWin4. Dabei geht es um jeweils 45 Kilometer lange Landabschnitte vom Anlandungspunkt an der niedersächsischen Küste bis zur zukünftigen Konverterstation in Wilhelmshaven. Das Gesamtvolumen des Auftrags liegt im deutlich dreistelligen Millionen-Bereich.
Das ist ein kleiner Teil eines gewaltigen Markts: Angesichts der umfassenden Elektrifizierungspläne der Bundesregierung für Verkehr, Industrie und Gebäude wird bis 2045 mit einer Verdopplung des Stromverbrauchs gerechnet. Gleichzeitig sollen die erneuerbaren Energien des Stromsektors massiv ausgebaut.
Um das bereits heute überlastete Übertragungsnetz auf diesen Wandel vorzubereiten, steht die deutsche Strominfrastruktur vor einem nie dagewesenen Investitionsprogramm: bis 2045 sollen rund 4.800 Kilometer neue Leitungen entstehen. Das geschätzte Investitionsvolumen für diese Maßnahmen wird auf 320 Milliarden Euro geschätzt. Friedrich Vorwerk hofft einen Teil davon abgreifen zu können.
Für das Geschäftsjahr 2024 rechnet Friedrich Vorwerk mit einem leichten Umsatzplus auf 380 Millionen Euro und vor allem einer wieder verbesserten Profitabilität mit einer Ebitda-Marge von elf bis 13 Prozent.
Das könnte dann für das laufende Jahr auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von derzeit um die 20 hinauslaufen, was nicht günstig, aber doch fair wäre und der Aktie weiteres Aufwärtspotenzial bescheren könnte. Der nächste massive Widerstand verläuft aktuell bei rund 22 Euro mit der Abwärtstrendgeraden. Für 2023 wurde eine Dividende von 0,12 Euro je Aktie ausgeschüttet (Hauptversammlung war am 3. Juni). Für das Geschäftsjahr 2024 können Anleger von einem ähnlichen Wert ausgehen.
Friedrich Vorwerk-Aktie (Tageschart): Aufwärtstrend im längerfristigen Abwärtstrend