Das war ein schöner Vortrag, mit viel Elan, vom Getränkehersteller Berentzen auf den 13. Hamburger Investorentagen (HIT). Prosit! Dazu passt auch der jüngste Anstieg des Aktienkurses nach sehr langer Talfahrt aus sehr tiefen Tiefen (siehe auch Tageschart unten).
Gleichwohl, von Party–Laune bei der Aktie ist die Börse noch weit entfernt. Immerhin, so ist während der Präsentation zu hören, soll ein großer Aktionär, die Fondsgesellschaft Main First, die Reduzierung ihrer Position (von neun auf unter drei Prozent) soweit abgeschlossen haben. Bewahrheitete sich dies, dann würde zumindest der Abgabedruck nachlassen.
Welche Gründe gäbe es, sich die Berentzen–Aktie ins Depot zu legen? Das Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt: Berentzen hat die Lohnabfüllung für Sinalco und Pepsi aufgegeben sowie den Abfüllstandort in Berlin abgestossen. Damit fielen rund 20 Millionen Euro Umsatz weg. Etwa zehn Millionen Euro hat Berentzen inzwischen wieder mit einer Transformation hin zu einem Markenartikler und Spezialist für Handelsmarken (für große Einzelhandelsketten) aufgeholt. Ein wichtiges Produkt dabei: Mio Mio, das aus der Berliner Späti-Szenen erwachsen ist.
Der Umsatz von Mio Mio soll von 2023 bis 2028 von 20 auf 40 Millionen Euro ansteigen. Im gleichen Zeitraum sollen sich die Erlöse der Marke Berentzen von 20 auf 35 Millionen Euro und von Puschkin von zehn auf 15 Millionen Euro verbessern.
Im Konzern soll dann (2028) der Umsatz bei 235 Millionen Euro liegen, bei einer operativen Marke (Ebitda) von zwölf Prozent und einer Betriebsgewinn–Marge (Ebit) von acht Prozent.
Zum Vergleich: In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahrs 2024 wurde ein Umsatz von 133,5 Millionen Euro und ein Ebitda von 14,1 Millionen Euro sowie ein Ebit in Höhe von 7,6 Millionen Euro erreicht. Ebitda und Ebit lagen somit deutlich über den Vorjahreswerten, auch wenn der Umsatz knapp darunter blieb.
Für das Gesamtjahr 2024 rechnet Berentzen mit einem Umsatz in einer Bandbreite zwischen 185,0 und 195,0 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis soll zwischen neun und elf Millionen Euro und der operative Überschuss zwischen 18,0 und 20,0 Millionen Euro liegen. Die finalen Zahlen werden am 27. März vorgelegt.
Nachtrag vom 12. Februar 2025: Nach vorläufigen Zahlen hat Berentzen 2024 Konzernumsatzerlöse in Höhe von 181,9 Millionen Euro erzielt (2023: 185,7 Millionen Euro). Das um Ergebnissondereffekte bereinigte Betriebsergebnis (Ebit) wurde um 37 Prozent auf 10,6 Millionen Euro gesteigert (2023: 7,7 Millionen Euro). Das Ebitda lag bei 19,3 Millionen Euro (2023: 16,0 Milionen Euro).
Berentzen erlebte während Corona und durch den Ukraine–Krieg schwere Zeiten, da die Geselligkeit insgesamt gelitten hat. Die ganz große Feierlaune, dürfte angesichts der zahlreichen wirtschaftlichen Problem und der hohen Abgabelast, in Deutschland auch nicht so schnell zurückkehren.
Dennoch, Berentzen hat viel an seinem Geschäft verändert, will weiter internationalisieren und ist profitabler geworden, etwa durch eine volldigitalisierte Herstellung / Abfüllung (Optimierung durch KI) – gemeinsam mit Krones – am Standort Minden. Letztlich sollten dadurch Umsatz und Margen steigen, was die Bewertung senken und das Kurspotenzial anheben würde. Für erfahrene Anleger könnte es sich lohnen, die Berentzen-Aktie wieder in den Fokus zu nehmen. Eine wichtige technische Hürde befindet sich im Bereich von fünf Euro.
Berentzen-Aktie (Tageschart): Anfang einer Kurswende?
