Schon seit dem Morgen des 27. Mai schwirren Hilferufe durchs Internet, dass viele User nicht telefonieren und über das Handynetz von United Internet (508903) beziehungsweise 1&1 (554550 – United Internet hält 78,32 Prozent an 1&1) nicht surfen können.
Es geht dabei um Kunden, die der Konzern bereits auf sein eigenes, noch recht neues Netz (5G) aufgeschaltet hat. Diese waren vorher auf dem angemieteten O2-Netz (4G) unterwegs und mit der Leistung durchaus zufrieden. Die Auswirkungen für den Konzern dürften aber erheblich sein. Denn Gesetze und Vorschriften sehen Schadenersatzzahlungen vor. Noch schlimmer dürfte aber der Imageverlust sein.
Erstaunlich: Obwohl auch die United Internet-Tochter 1&1 inzwischen öffentlich einräumte, dass es zu einer großen Störung im eigenen Netz gekommen war, können sich die Aktie des Mutter-Konzerns und die 1&1-Aktie immer noch behaupten. Dabei dürfte auf das Unternehmen reichlich Ärger zukommen. Denn aus dem als Software-Update-Problem beschriebenen Fehler ist ein tagelanger Netzausfall geworden, der, nach Angaben von 1&1, circa vier Prozent der rund zwölf Millionen Kunden betrifft, also mindestens 500.000 User.
Sie stammen zum großen Teil von den Marken des Billiganbieters Drillisch, unter anderem handyvertrag.de, simplytel.de, sim.de, winsim.de und so weiter. Deren Kunden lassen in den sozialen Medien gewaltig Luft ab, denn auch nach einer Woche scheinen noch nicht alle Kunden wieder ins Netz gefunden zu haben, wenngleich die jeweiligen Anbieter behaupten, dass das Netz nun wieder reibungslos läuft.
Aus eigener Erfahrung darf der Autor dieser Zeilen behaupten, dass es auch am vergangenen Sonntag noch zu Störungen kam, also wohl noch immer zumindest Problem-Nachwirkungen das Netz beeinträchtigen.
Noch schlimmer für den United Internet-Konzern ist allerdings der Imageverlust. Denn nun stellt sich die Frage, ob die Gesellschaft in der Lage ist, ein eigenes Mobilfunknetz aufzubauen, welches dann tatsächlich den Standard erreicht, denn die Wettbewerber Deutsche Telekom und Vodafone schon lange bieten können.
Schade und auch verwunderlich, dass sich der Vorstand unter den kapitalmarktrelevanten Neuigkeiten auf der entsprechenden Internet-Seite des Konzerns bislang nicht zu Wort gemeldet hat. Denn ein großer Kundenabmarsch dürften dem Konzern nun tatsächlich drohen, was den Aktienkurs sicher belasten würde, da die Gewinnung neuer Kunden und die Rückgewinnung verlorener Kunden sind – neben dem Netzausbau – sicherlich die höchsten Kostenfaktoren. Wir raten daher von Engagements in der United Internet-Aktie zunächst ab.
United Internet-Aktie (Tageschart): stabile Entwicklung