Rubrik: Marketwatch

Die Vorsitzende der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed), Janet Yellen, schickt den DAX wieder unter die Marke von 10.000 Punkten. Sie hatte so etwas wie Furcht gezeigt im Anschluss auf die Fed-Sitzung, zumindest haben es die Märkte so interpretiert. Yellen zögert (zunächst) mit weiteren Leitzinserhöhungen und das wird als Hinweis auf eine schwache Weltkonjunktur ausgelegt. Die Fed könne nicht, obwohl sie wolle. Eigentlich sollten die Leitzinsen in den USA in diesem Jahr vier Mal steigen, jetzt sollen es nur zwei Mal werden, wenn überhaupt. Die Fed möchte sich erst noch die wirtschaftliche Entwicklung genau ansehen.

Da muss man wohl Abbitte leisten bei Herrn Draghi, seines Zeichens Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB). Er verkündete kürzlich die allerschönsten geldpolitischen Maßnahmen (Nullzinsen, Negativzinsen, noch mehr Anleihekäufe) und wie reagierten die Märkte? Nach einer kurzen Anfangseuphorie mit Misstrauen. Aber dieses scheint nun endgültig verfolgen. Man feiert an der Börse und der DAX steigt (zeitweise) über die Marke von 10.000 Punkten. Man blickt wieder zuversichtlicher in die nähere Zukunft, aber andererseits, so paradox das klingen mag, ist der Pessimismus doch noch groß genug, sodass noch nicht alle gekauft haben und sich in den kommenden Wochen noch Käufer einfinden können (mit weiter steigendem Optimismus).

Nun hat sich der DAX doch noch dazu durchgerungen die Liquiditätsgeschenke Mario Draghis gebührend zu feiern. Das Plus zum Wochenschluss fällt beachtlich aus. Man ist wieder versöhnt mit der Europäischen Zentralbank (EZB) und ihrem Präsidenten. Am Tag der Entscheidung noch ein wenig geschockt über die fülle der Maßnahmen … da machte sich so mancher Börsianer doch wieder Gedanken über die Solidität der Finanzwelt, insbesondere in der Eurozone. Aber, vergessen und vorbei. Draghi hat mehr geliefert als er musste. Erstaunliches tut sich nach wie vor bei den Aktien der Commerzbank und der Deutschen Bank. Sie bestätigen ihre derzeit positive Grundaussicht.

Der Geist von Magic Mario, alias EZB-Präsident Mario Draghi, wabert schon über das Börsen-Parkett. Der Euro fällt und der DAX steigt. [Wir haben das auch hier im Video bereits thematisiert.] Die Konjunktur in der Eurozone (und auch weltweit) läuft aus Sicht der Notenbanker nicht gut genug, um tatenlos zusehen zu können. Weitere Lockerungsmaßnahmen werden erwartet. Beispielsweise könnte das derzeitig Anleihe-Kaufprogramm mit einem Volumen von monatlich 60 Milliarden Euro noch ausgeweitet werden. Oder der Einlagezinssatz könnte von aktuell minus 0,3 Prozent erneut gesenkt werden. Die EZB möchte Inflation und dazu muss die Kreditvergabe angeregt werden. Also sollen die Geschäftsbanken, wenn sie ihre Einlagen bei der EZB hinterlegen, dafür Strafe bezahlen. Das Geld soll unter die Investoren, was auch sinnvoll ist, nur müssen sich auch Investoren einfinden.

Der DAX mäandert so vor sich hin. Lustlos. Uninspiriert. Ihm fällt derzeit nicht so recht ein, wohin er sich bewegen könnte. Einerseits ist da die Hoffnung auf noch mehr Geldsegen von EZB-Präsident Mario Draghi, der sich um die geringen Preissteigerungen in der Eurozone (minus 0,2 Prozent im Februar) Sorgen machen könnte. Die EZB würde die Inflationsrate gerne bei 2 Prozent sehen. Aber die Weltwirtschaft ist nicht sonderlich agil derzeit, so kommt wohl auch kein Schwung in die Preise. Nächsten Woche ist EZB-Sitzung, gut möglich, dass dies Draghi zum Anlass nimmt zumindest verbal zu lockern.

Der DAX schaukelt so vor sich hin. Charttechnisch erweist sich der Widerstandsbereich bei 9.600 Punkten doch als recht robust. Mal ganz abgesehen von der Kurslücke (Gap), die noch bei etwa 9.000 Zählern klafft und sicher noch geschlossen werden will [haben wir hier ja bereits häufiger angesprochen]. Also wartet man am Aktienmarkt erstmal ab, was noch so passieren könnte. Aber es bleibt doch eine gewisse positive Grundstimmung spürbar, was auf der Long-Seite hoffen lässt.

Jetzt werden weitere Argumente nachgeliefert. Der Ifo-Index sinkt zum dritten Mal in Folge. Der Präsident des Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn beschreibt das so: „Dies ist der dritte Rückgang in Folge. Die Unternehmen waren erstmals seit mehr als einem Jahr mehrheitlich pessimistisch bezüglich ihrer Geschäftsaussichten. Die aktuelle Lage wurde hingegen etwas besser eingeschätzt. Die Sorgen der deutschen Wirtschaft werden größer, insbesondere in der Industrie.“ Der DAX nimmt das recht gelassen mit einem leichten Rückgang, aber er hat ja bereits in den vergangenen Wochen kräftig vorgearbeitet. Die Lage in der Weltwirtschaft ist nicht sonderlich rosig, das wird nun auch nach und nach mit Zahlen unterlegt.

Die Situation an den Börsen bleibt angespannt, auch wenn sich die Erholung im DAX noch trägt. Treibende Kraft ist dabei die Erholung des Öl-Preises. Offenbar zeigt die Ankündigung Russlands und Saudi-Arabiens doch Wirkung, zumindest psychologische. Man hat die Short-Seller verunsichert – und das reicht einstweilen. Faktisch dürften die Folgen eher gering sein. Die Produktion und damit das Angebot dürften hoch bleiben, schon allein, weil Russland und Saudi-Arabien nicht auf die Einnahmen aus dem Öl-Geschäft verzichten können. Ungeklärt bleibt auch, wie sich der Iran verhalten wird, der bald wieder auf den Markt treten wird.

Die Implosion der Deutschen Bank setzt sich wieder fort. Das Gerücht über den möglichen Rückkauf eigener Anleihen (Schulden) hat gerade mal einen Tag den Kurs getragen. Jetzt werden schon wieder die Risiken gesehen. Zur schlechten Stimmung haben sicherlich die neusten Zahlen von Konkurrent SocGen beigetragen. Die Franzosen mussten Rückstellungen für Öl-Geschäfte bilden. Die SocGen-Aktie büßt zeitweise 13 Prozent ein. Bei einem Derivate-Portfolio der Deutschen Bank von 52 Billionen Euro kann einem da schon Angst werden. Unter deutlichen Abschlägen leidet auch die Commerzbank-Aktie. Die Baisse im Banken-Sektor hat sich noch nicht ausgetobt. Im Gegenteil, die Risiken steigen derzeit noch.

Leute, ihr könnt die Kinder wieder auf die Straße lassen. Die Deutsche Bank kauft eigenen Anleihen zurück, so ein Gerücht. Subtext: Wir haben so viel Geld, wir können uns das leisten. Die Börse reagiert wie gewollt: Die Aktie der Deutschen Bank steigt zeitweise um knapp 17 Prozent an. Alles gut. In den vergangenen Tagen hatten sich doch hartnäckige Gerüchte gehalten, dass es um die Zahlungsfähigkeit der Deutschen Bank nicht sonderlich gut bestellt sei. Selbst Finanzminister Wolfgang Schäuble sah sich genötigt eine Lanze für die Deutsche Bank zu brechen und zu betonen, dass er sich „keine Sorgen“ mache. Vermutlich begannen da erst die Sorgen vieler … Aber das ist Börsen-Schnee von gestern. Die Börse blickt nach vorne. Allerdings sieht es da bei der Deutschen Bank mitnichten gut aus.

Es ist einfach kein gutes Zeichen, wenn Gold steigt, zumindest nicht für den Aktien-Markt. So, der DAX ist nun unter den Dreifachboden bei rund 9.300 Punkten gerutscht. DAS IST KEIN GUTES OMEN! Wird eine solche Unterstützungszone unterschritten, deutet das in aller Regel auf eine hartnäckige Marktschwäche hin. Ausnahme: Dieser Rückschlag würde sich in den kommenden Tagen als Bären-Falle herausstellen, also die Kurse würden wieder rasch über 9.300 Zähler steigen. Danach sieht es derzeit allerdings eher nicht aus. Der Markt fühlt sich sichtlich wohl sich immer tiefer ins Börsengebälk zu bohren. Die Stimmung ist desolat.

Der Euro, der Euro, plötzlich steigt er wieder. Es ist wohl die Vermutung, dass es um die US-Wirtschaft nicht so gut bestellt sein könnte, die den Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung nach oben treibt. Weitere Leitzinserhöhungen werden wohl von den Marktteilnehmern als immer unwahrscheinlicher eingeschätzt. Das übt Druck auf den Dollar aus. Der Anstieg des Euro kann somit eher als Dollar-Schwäche, denn als Euro-Stärke gesehen werden. Wie auch immer. Der DAX sieht einen steigenden Euro-Kurs nicht gerne, weil dann die Wettbewerbsfähigkeit und damit auch die Gewinnmöglichkeiten der Unternehmen in der Eurozone leiden könnte. Ein richtiger Gedanke, allerdings dürfte auch bei 1,15 Dollar die Wettbewerbsfähigkeit noch nicht gefährdet sein, aber die Börse baut halt schon mal vor.