Ich finde, es ist derzeit die spannendste Frage am deutschen Aktienmarkt oder, ein wenig größer gedacht, für die Eurozone: Besteht die Gefahr einer Deflation? Heute gab Eurostat seine Schnellschätzung für den März bekannt: Auf Jahresbasis soll die Teuerung nur noch bei 0,5 Prozent liegen. Im Februar waren es noch 0,7 Prozent und vor einem Jahr betrug die Inflationsrate noch 1,7 Prozent. Die Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) liegt bei rund 2 Prozent. Diese scheint in immer weitere Ferne zu rücken. Wird die EZB bereits am Donnerstag den Leitzins senken? Dann auf null. Wird es andere geldpolitische Lockerungen geben? Selbst Bundesbankpräsident Jens Weidmann, eigentlich ein Hardliner, zeigte sich zuletzt recht konziliant, was Anleihekäufe angeht. Anscheinend ist die Furcht vor einer Deflation, vor nichts haben Notenbanker mehr Respekt, in der EZB größer als gedacht.
Spanien steckt bereits in einer Deflation. Wobei auch das in gewisser Weise mit der Sparpolitik (Austerität/Austerity) gewollt ist. Wenn gespart wird, geben die Menschen weniger aus, dadurch verlangsamt sich die Wirtschaftstätigkeit, die Arbeitslosigkeit steigt, die Menschen haben noch mehr Angst und geben noch weniger aus, Preise sinken … und schon beginnt sich die Abwärtsspirale zu drehen. Hinzu kommt in Spanien das Platzen der Immobilienblase, wodurch der Bankensektor ein Problem mit faulen Krediten hat und dadurch wieder weniger Kredite für neue Investitionen vergibt. Aber, es war ja Ziel, das Spanien, Portugal, Griechenland, Irland diesen Weg gehen und durch sinkende Löhne international wieder Wettbewerbsfähig werden. Nebenbei soll sich das Land auch noch entschulden. Das kann funktionieren, aber man muss aufpassen, dass sich die Spirale nicht zu tief in die Wirtschaft bohrt.
Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe, rechnet nicht mit einer schnellen Reaktion: „Es ist allerdings nicht damit zu rechnen, dass die EZB unmittelbar auf die Zahl reagiert. Die Währungshüter dürften wohl den Rückgang weiterhin als temporär erachten.“ Das letzte Wort sei aber noch nicht gesprochen. „Im Frankfurter Euro-Tower wird man wohl über kurz oder lang auf die deflationären Tendenzen in den Peripheriestaaten reagieren müssen.“
Man wird. Keiner will in Europa ein zweites Japan schaffen, das schon seit 20 Jahren mit deflationären Tendenzen kämpft. Angesichts zunehmender Arbeitslosigkeit, sinkender Kreditvergabe und nach wie vor steigender Staatsverschuldung wird die Geldpolitik der EZB expansiver werden. Der DAX wird davon profitieren – aus Sicht von Monaten und Jahren.
Der DAX kommt heute nicht so recht vom Fleck. Es wirkt so, als habe er mögliche Zinssenkungen schon in den vergangenen Handelstagen gefeiert. Aber in den zurückliegenden 11 Handelstagen gab es auch nur einen Verlusttag, außerdem muss erst noch der Widerstand bei rund 9.650 Punkten überwunden werden.
Wer langfristig optimistisch ist, für den könnte der Deka DAX ETF interessant sein. Er ist physisch replizierend und es gibt in einer ausschüttenden und thesaurierenden Variante. Die Gesamtkostenbelastung (TER) liegt bei 0,15 Prozent.
[highlight]DAX vor einem Widerstand[/highlight][divider_flat]
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