Die Frage ist, schafft Twitter den Wandel von der intellektuell angehauchte Micoblogging-Plattform mit seinen geistreichen 140-Zeichen-Aphorismen zum gängigen Massenphänomen (wie Facebook). Die Fußballweltmeisterschaft war in dieser Hinsicht ein erster Test. Laut Twitter-Chef Dick Costolo wurden während der WM 672 Millionen Nachrichten getippt und 4,4 Milliarden mal aufgerufen. Auch im Sog der WM konnte Twitter die Zahl seiner (monatlich aktiven) User (MAUs) um 24 Prozent auf 271 Millionen steigern. Die Schar der mobilen MAUs verbesserte sich um 29 Prozent auf 211 Millionen. Die Klicks auf die Timeline nahmen im zweiten Quartal um 15 Prozent auf 173 Milliarden zu. Der Umsatz wurde in diesem Zeitraum um 124 Prozent auf 312 Millionen Dollar gesteigert. Beeindruckende Daten.
Zum Vergleich Facebook: Das Unternehmen gab kürzlich bekannt, 1.320 Millionen User (MAUs) für den eigenen Dienst begeistern zu können. Mit diesen Usern erzielt Facebook einen Quartalumsatz von 2.910 Millionen Dollar.
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- Facebook hat damit 4,9 mal so viele User wie Twitter und einen 9,3 mal so hohen Umsatz.
- Twitter erzielt je User somit einen Umsatz von 1,15 Dollar und Facebook von 2,21 Dollar.
- An der Börse ist Facebook mit 194 Milliarden Dollar und Twitter mit 28 Milliarden Dollar bewertet.
- Facebook ist somit 6,9 mal so viel wert wie Twitter.
- Facebook wird mit dem knapp 16-fachen seines geschätzen Jahresumsatzes (12,2 Milliarden Dollar) für 2014 an der Börse gehandelt, Twitter (1,32 Milliarden Dollar) mit dem gut 20-fachen. Für ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von 16 müssten die Jahreserlöse von Twitter 1.688 Millionen Dollar betragen, eine Steigerung um 28 Prozent des in diesem Jahr angepeilten Umsatzes von 1.320 Millionen Dollar – der Aktienkurs dürfte sich dann allerdings nicht mehr von der Stelle bewegen.
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Was das zeigt: Wenn Twitter jemals seinen Börsenwert nachhaltig steigern will, muss es deutlich mehr User gewinnen und zugleich profitabler werden. Und: Im jetzigen Kurs der Twitter-Aktie ist viel Hoffnung enthalten. Sollte diese enttäuscht werden, dürfte diese rasch entweichen. Nicht umsonst blickt die Börse so genau auf die Userzahlen.
Davon abgesehen erwirtschaftet Facebook bereits Nettogewinne. Twitter hat dagegen den Nettoverlust im zweiten Quartal aufgrund von besonderen Vergütungsregelungen auf 145 (42) Millionen Dollar ausgeweitet. Immerhin verdiente Twitter operativ 54 Millionen Dollar, was einer Marge von 17 Prozent entspricht. Facebook erreicht hier 48 Prozent.
[highlight]Twitter-Aktie: wieder steil nach oben[/highlight][divider_flat]
Bildquelle: @Twitter