Es geht um Schulden, Preise, Notenpressen. Das sind die großen Themen dieser Tage. Die Bild-Zeitung lässt Selfies machen, als Protest gegen die „gierigen Griechen“. Weil diese ihre Schulden nicht zurückzahlen wollen. Wer sich dazu hergeben mag, bitte. Finanzminister Wolfgang Schäuble soll „fassungslos“ sein, über das Verhalten von seinem Kollegen Yanis Varoufakis, weil dieser schon wieder mit seinem Schuldenschnitt daherkommt.
Doch – mal ehrlich – wer denkt heute noch daran, seine Schulden zurückzubezahlen? Auch die Kreditberge sonst wo in der Eurozone, den USA oder in Japan werden auf seriöse Weise nicht zu tilgen sein. Gerade deswegen haben wir schließlich die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und auch die der anderen großen Notenbanken. Der Zauber des Weg-Druckens liegt in der Luft. Einziges Manko dabei: Die Inflation, die man braucht, um die Schulden zu entwerten, will nicht so recht steigen. Selbst die USA befindet sich nach den jüngsten Zahlen nun in einer Deflation.
EZB-Chef Mario Draghi hat bereits seinen festen Willen bekundet, die Deflation einfach durch eine Geldflut wegzuspülen. Er druckt nun. Japan tut es ohnehin. Seine Kollegin von der US-Notenbank (Federal Reserve), Janet Yellen, hat dies schon eine ganz Weile getan, druckt jetzt nicht mehr, könnte aber, wenn sich das mit der Deflation verfestigt, wieder einsteigen ins Quantitative Easing. Wobei, der Rückgang der Inflationsrate ist vor allem auf den niedrigen Öl-Preis zurückzuführen.
Sonst läuft die Konjunktur in den USA recht gut. Die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter sind im Januar überraschend deutlich angestiegen und auch die durchschnittlichen Stundenlöhne sind geklettert. Yellen wird sich die Daten weiter sehr genau ansehen, wie angekündigt. Kaum vorstellbar ist jedoch, dass sie in der jetzigen Situation die Leitzinsen strafft. Vielleicht kommt es im Jahresverlauf in den USA sogar noch zu einem Quantitativ-Easing-Reloaded.
Um die Schulden-Probleme – und das Griechische ist dabei eines der Kleineren – zu lösen brauchen die Notenbank Inflation und keine Bild-Selfies. Das ist auch einer der Gründe, warum Deflation, die in einer milden Form eigentlich die Kaufkraft aller stärkt, derzeit so verpönt ist. Inflation muss herbeigedruckt werden.
[highlight]Tweets zum Thema[/highlight][divider_flat]
America’s inflation rate just fell into negative territory. Why falling prices can be bad news http://t.co/569dSagkWw pic.twitter.com/yeh1OUTCvi
— The Economist (@EconBizFin) 26. Februar 2015
The Economist is especially fervent at this very modern propaganda: „Why a slightly lower cost of living is bad for you“ @EconBizFin — Rudolf E. Havenstein (@RudyHavenstein) 26. Februar 2015
Back in the old, pre-„I’m up to my eyeballs in debt“ days (i.e. over 20 years ago), inflation was a bad thing. pic.twitter.com/nZcbbb9OHp
— Rudolf E. Havenstein (@RudyHavenstein) 26. Februar 2015
…das hat der Herr Prodi übrigens nicht der @BILD, sondern zuerst dem @tagesspiegel gesagt… Und nu? pic.twitter.com/FYUuJ6EOQ4 — Kai Diekmann (@KaiDiekmann) 26. Februar 2015