Irgendwann, ganz bestimmt, werden die Zinsen wieder steigen, nicht nur in den USA, selbst in der Eurozone. Wann das allerdings sein wird …? Ich glaube eher in weiterer Zukunft als man gemeinhin vermutet. Nun hat die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) nach zweitägiger Beratung ihre Ergebnisse präsentiert. Die Finanzwelt hat darauf mit großer Anspannung gewartet. Wir Fed-Chefin Janet Yellen ihre Geduld verlieren. Ja, sie hat. Das Wörtchen „patient“ ist gestrichen worden. Nun könnte man vermuten, dass ohne diese Geduld (Ex-Kanzler Gerhard Schröder hat es mal die ruhige Hand genannt) schon bald die US-Leitzinsen steigen werden. Doch nur weil Yellen nun keine Geduld mehr hat, heißt das ja nicht gleich, dass sie nun auch ungeduldig wird. Im Gegenteil.
Die Fed nörgelt an der amerikanischen Konjunktur herum. Nicht konkret, aber … so wie das Notenbanker halt tun. Scheinbar läuft es nicht so rund, wie es scheint. Die Fed senkt ihre Wachstumsprognose auf 2,3 bis 2,7 Prozent nach 2,6 bis 3,0 Prozent.
Man hat das Gefühl, dass eine Leitzinserhöhung in den USA in noch weitere Ferne gerückt sein könnte. Auf jeden Fall agiert die Fed sehr geschickt. Sie streicht hier ein Wörtchen und senkt dort eine Prognose; damit hat sie sich mehr Handlungsfreiraum geschaffen. Möglich ist nun wieder alles: erhöhen, senken, lassen wie es ist.
Die Reaktionen waren entsprechend: Der Euro schießt gegenüber zwischenzeitlich auf 1,10 Dollar. Hier wurden wohl Shorties auf der falschen Seite erwischt. Fällt dann aber wieder auf 1,06 Dollar zurück. Ohnehin scheint die Fed nicht sonderlich glücklich mit dem niedrigen Euro zu sein, weil dieser der US-Exportindustrie schaden könnte. Der DAX macht eigentlich nichts. Der Dow Jones feiert die Fed einstweilen mit einem Plus von 1,3 Prozent. Gold zieht an, was auch ein Indiz für eine Fortdauer der eher lockeren Fed-Geldpolitik sein könnte.