Irgendwie lassen mich die drastischen Kursverluste bei Eon und RWE – Sorry Aktionäre! – wieder an die gute alte (soziale) Marktwirtschaft glauben. So richtig sind wir erstmalig bei der Banken-Krise vom Glauben abgefallen. Für Fehlspekulationen musste plötzlich die Allgemeinheit aufkommen. Gut, damals ging es um die Rettung des Finanz-Systems, das sicherlich gecrasht hätte und mit ihm die gesamte Wirtschaft, wäre der der Staat nicht eingeschritten und hätte tüchtig Verluste sozialisiert.
Die Energie-Versorger haben ähnliches auch versucht. Zwar haben sie mit ihren Kernkraftwerken jahrelang prächtig verdient und die Aktienkurse sind schön gestiegen, aber dem sündteuren Rückbau dieser wollte man dann doch lieber nichts mehr zu tun haben. Sache der Allgemeinheit, die habe ja auch den Strom gekauft. Glücklicherweise hat da die Politik nicht mitgemacht. So wie es aussieht, müssen die Kraftwerksbetreiber selber verschrotten. Die Eigentümer haften für ihr Geschäft, so geht Marktwirtschaft.
Die Haftung könnte kostspieliger werden als angenommen, wenn man sich die Kurs-Entwicklung von Eon und RWE in den vergangenen Tagen ansieht. Die Börse verarbeitet in den Notierungen gerade drastisch höherere Atomrückstellungen.
Für die Aktien der Versorger Eon und RWE scheint es nur noch eine Kurs-Richtung zu geben: nach unten. Diese Stimmungslage ist zwar schlecht für all jene, die bereits Versorger-Aktien halten (noch), aber gut für diese, die Eon oder RWE grundsätzlich als ein interessantes Investment einschätzen. In dieser Verzweiflungsphase dürften wohl auch noch die letzten Getreuen ihre Stücke entnervt auf den Markt werfen. Die Baisse ist in ihre finale Phase getreten, was aber nicht heißt, dass nicht auch jetzt noch herbe Kurs-Verluste folgen könnten, aber der Abwärtstrend dürfte bald beendet sein.
Ein Aufwärtstrend wird sich nicht gleich daran anschließen. Nach so einer Baisse braucht es Zeit für eine Bodenbildung. Allerdings kann es technische Erholungsschübe im zweistelligen Prozentbereich geben.
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Atomrückstellungen: Energiekonzernen fehlen 30 Milliarden Euro … http://t.co/2c3Gu0P78J
— SPIEGEL Wirtschaft (@SPIEGEL_Wirtsch) 14. September 2015
4 Kommentare
Nein, ein Boden ist noch nicht gefunden.
Die Aktie erreicht noch neue Tiefs, was klar bedeutet: die Baisse ist intakt.
Allerdings vermute ich nach wie vor, dass es nun die finale Phase ist.
Einen Bankrott oder eine Verstaatlichung/Teilverstaatlichung halte ich derzeit noch für unwahrscheinlich.
RWE hat noch keinen Boden gefunden. Ich würde frühestens bei 5 E einsteigen denn Dividende gibt es jetzt viele Jahre nicht mehr. Hohe Personalkosten kommen noch hinzu.
Wäre schön, wenn der Boden mal erreicht wird, aber zZt. sieht es eher nach einem Totalverlust aus.
Alle prügeln auf E.on, aber die Politik wollte die Kernenergie um jeden Preis. Das Atommüll anfällt wußten alle von Anfang an und haben es auf spätere Generationen abzuwälzen versucht, was bisher ja auch noch klappt.
Rückstellungen zu niedrig?
Lachhaft!
Die ganze Welt lebt auf Pump und schiebt die Schuldentilgung auf später, was nicht passieren wird. Warum pickt man sich jetzt die Energieversorger raus, wo Pensionen und Betriebsrenten auch auf wackeligen Beinen stehen?
Gabriel ist gefordert, Ruhe reinzubringen. Wenn E.on und Co. Pleite gehen, sind auch die 39 Milliarden Rückstellungen weg!
Völliger Realitätsverlust in der Politik und beim Herrn Schumm?
Erst wird der Betrieb der Kraftwerke untersagt und dann sollen die Unternehmen die Kosten für den Ausstieg tragen? Wenn Deutschland per „Order de Merkel“ aus der Kernkraft aussteigt, muss es auch dafür zahlen.