Tesla-Hype. Wieder so ein Hochamt. Sollte man skeptische werden oder euphorisch als Börsianer, wenn sich (potenzielle) Kunden um ein Produkt reißen, das noch gar nicht auf den Markt ist, von dem man auch nicht weiß, wie es aussieht und was genau es kosten soll? Ist dann mehr Schein als Sein? Mehr Marketing als Markt-Macht? Man kann sich ja noch an die vor den Apple Flagship Stores campierenden iPhone-Jüngern erinnern. Sie konnten es nicht erwarten eines der neuen Produkte zu ergattern. Bei Tesla ist jetzt ein ähnliches Phänomen zu beobachten. Für Model 3 gingen angeblich binnen 24 Stunden 115.000 Bestellungen ein, für ein Elektroauto und eine Reservierungsgebühr(!) von 1.000 Euro [auch eine Möglichkeit Kapital zu beschaffen]. Wohlgemerkt, man weiß eigentlich noch nicht so richtig viel von diesem E-Auto … Es soll eine Reichweite von 345 Kilometern [nicht gerade viel] haben, von 0 auf 100 in sechs Sekunden beschleunigen, stolze 35.000 Dollar kosten und frühestens Ende 2017 ausgeliefert werden. Da es Tesla mit Auslieferungsdaten nicht so genau nimmt, könnte es auch Ende 2018 werden … In der Werbung heißt es, dass man mit „nachhaltiger Mobilität“ beschleunigen soll … Was ist nachhaltige Mobilität? Die CO2-Bilanz von E-Autos entspricht ungefähr der von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren. Aber gut.
Apple wurde mit dem Hype um das iPhone zu einem Mega-Unternehmen mit einem Geld-Schatz von 216 Milliarden Dollar. Das iPhone ist Kult, auch wenn dieser Status derzeit arg bröckelt. Die Apple-Aktie ist sensationell günstig bewertet und mit einer ordentlichen Dividende versehen. Könnte die Tesla-Aktie die nächste Apple-Aktie werden? Schließlich konnte sich auch kaum jemand vorstellen, dass sich Apple mit seinem iPhone gegen Nokia [damals Platzhirsch] durchsetzt.
Auto ist jedoch etwas anderes als Telefon. Auto ist viel teurer. Model S von Tesla kostet leicht 120.000 Euro, was dieses Fahrzeug eher zu einer Prestige-Angelegenheit als zu einem Gebrauchsgegenstand macht. Zugegeben, Model S sieht sehr gut aus. Das gibt für das Model X nicht. Es versprüht den Charme eines Hyundai [Hyundai-Enthusiasten mögen mir das nachsehen] – wobei der Preis mit 110.000 Euro (ab) so gar nicht einem Hyundai entspricht. Jetzt soll Model 3 [Aussehen naja, recht klobig, der Entwurf] mit 35.000(!) Euro den Massenmarkt aufrollen. Puh!
Hand aufs nachhaltige Mobilitätsherz: Haben Sie schon daran gedacht ein E-Auto zu kaufen? Bei diesen Benzinpreisen? Für ungefähr 30.000 Euro, geringer Reichweite und wenig Strom-Tankstellen? Nein? Damit sind sie wohl nicht allein. Vielleicht in Zukunft? Ja? Vielleicht. Weiß nicht …
Wird das für die Tesla-Aktie reichen? Sie ist schon jetzt unglaublich hoch bewertet und hat somit bereits sehr viel Zukunftsfantasie im Kurs enthalten. Der Börsenwert von Tesla beträgt 26,5 Milliarden Euro, der von BMW 52,4 Milliarden Euro. Tesla schreibt Verluste und keiner weiß so recht, wann diese sich in schwarze Zahlen wandeln könnten. In Nevada baut das Unternehmen eine „Gigafactory“ für die Batterieherstellung, die Milliarden verschlingt.
Was muss passieren, dass die Tesla-Aktie aus ihrem jetzigen Seitwärtstrend nach oben ausbricht? Am besten wären hohe Verkaufszahlen, Gewinne und eine schlafende Konkurrenz. Ist das wahrscheinlich? Nein. Als Unternehmen ist Tesla spannend, als Investment wohl eher was für Liebhaber, denen die Rendite (und Verluste) egal ist (sind).
[highlight]Tesla-Aktie: Börse wartet ab[/highlight][divider_flat]
5 Kommentare
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Ich würde schon zwischen Unternehmen und Aktien-Investment unterscheiden. VW verkaufte 2015 fast 10 Mio. Fahrzeuge, BMW 2,3 Millionen. BMW auf einen Börsenwert von 50 Mrd. Euro., VW auf 56 Mrd. Euro, Tesla auf 27 Mrd. Euro bei 50.000 verkaufen Fahrzeugen in 2015. Zweifellos versteht es Tesla Emotionen zu wecken, aber ob diese gut bei einem Aktien-Investment sind, wage ich zu bezweifeln.
Wenn ich schon den Anfang lese, Stolze 35000 Euro, ja das ist viel Geld. Aber was kostet so ein hässlicher E-Golf? (auch ab 35000) mit einer Reichweite von gerade 170 km und einer Geschwindigkeit von 145 km/h, was kostet ein I3 von BMW?, dazu kommt noch das ein BMW I3 so hässlich ist das ich damit nicht freiwillig fahren würde. Bei Tesla heißt es dann das 345 km nicht viel sind. Klar, man kann auch alles immer nur schlecht reden. Tesla schafft es wenigsten Emotionen zu wecken, was Deutsche Autobauer schon lange nicht mehr können. Eben wurde gemeldet das 270000 Autos vorbestellt sind. So viele Autos sind wahrscheinlich nicht mal in Europa als E-Autos unterwegs
… kann natürlich auch sein, aber vielleicht sind die Leute auch nur zu euphorisch geworden, was Tesla angeht. Dafür wollte ich sensibilisieren.
Wenn nicht nur in den USA, sondern auch in Europa hunderttausende ein Fahrzeug vorbestellen, das sie noch gar nicht genau kennen, so zeigt das, dass das Vertrauen in Tesla noch größer geworden ist und damit die Aktie noch weiter nach oben gehen wird. Fundamental wird das in ein paar Jahren untermauert werden, wenn die Giga-Foctory fertiggestellt ist und die Gewinne sprudeln werden.